Herbst- und Winterdunkelheit: Was kommt hier auf uns zu?

von Sandra Eisner

Für unsere fernen Verwandten in der afrikanischen Frühzeit des Menschen ein völlig unfassbarer Zustand, sie wären in kurzer Zeit gestorben. Wir hingegen machen diesen Prozess Jahr für Jahr durch. Die Folgen nennt man »Herbstblues«, einen Zustand, den in geringem Maß fast jeder spürt, bei stärkeren Auswirkungen spricht man von »Winterdepression«. Viele Menschen sind davon betroffen, fast ausschließlich Erwachsene, und in der Mehrzahl Frauen. Zu den Symptomen dieser saisonal abhängigen Depression (SAD) gehören: Fehlender Antrieb, häufiger Stimmungswechsel, mangelnde Konzentrationsfähigkeit, Rückzug oder auch Heißhunger nach Süßem. Der Schlafbedarf ist unnatürlich hoch.

Ausgelöst werden diese Symptome durch den Mangel an Licht und deshalb weniger Produktion von stimmungsaufhellenden Endorphinen, zu wenig vom »Glücks-Botenstoff« Serotonin. Außerdem wird das schlaffördernde Nacht-Hormon »Melatonin« bei geringen Lichtmengen nicht wirksam gestoppt, und so verharrt man bei Tag in einem schläfrigen Zustand und fühlt sich müde und schlapp.
Winterdepressionen sind in südlichen Mittelmeer-Ländern kaum bekannt und in Skandinavien häufiger als in Deutschland.

Gegebene Tatsachen sind:

• Herbst- und Winterblues ist eine verbreitete und ernst zu nehmende Krankheit. Abhilfe schafft viel Aufenthalt im Freien oder eine Lichttherapie mit Lampen.
• Aber welche Lampen sind richtig? Herkömmliche »Tageslicht-Lampen« meist nicht. Denn der Mensch ist genetisch auf »Naturlicht« fixiert: auf ein sonnenähnliches Lichtspektrum, welches alle Farbanteile uneingeschränkt enthält wie Tages- und Sonnenlicht.
• Die Spektralqualität einer Lichtquelle (Sonne, Lampe) ist grundsätzlich wichtig für die positive oder negative Wirkung von Licht. Denn die einzelnen Farbanteile des Lichts haben unterschiedliche Wirkungen, von heilend bis gefährlich.
• Ist das Spektrum des Lampenlichtes verzerrt und inkomplett, eignet es sich nur schlecht für eine Lichttherapie im Winter. Es gibt bereits neues Licht dafür.
• Sehr wichtig, nicht nur für die Lichttherapie, sondern für jede Dauerbeleuchtung in Räumen, ist die folgende noch viel zu wenig bekannte wissenschaftliche Erkenntnis: Der Blauanteil des sichtbaren Lichtes (etwa bei 450 nm) wurde in jüngsten Forschungen als gefährlich erkannt (AMD, Netzhaut-Degeneration und Chance auf Alterserblindung). Lampe ist also nicht gleich Lampe, Licht ist nicht nur nach Helligkeit (Lux) zu beurteilen, sondern vor allem auch nach seiner spektralen Zusammensetzung.
• Der Mensch ist auf natürliche Lichtrhythmen festgelegt: auf Lichtänderungen im normalen Tages- wie auch Jahreslauf. Bei Störung droht eine »Desynchronisation« – unsere innere Uhr gerät aus dem Takt, und das hat gesundheitliche Folgen.

Eine umfassende wissenschaftliche Darstellung der vielfachen Lichtwirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit bringt das Symposium Licht und Gesundheit, 3. bis 4. März 2017 in Wien, veranstaltet vom Institut für Licht und Farbe gemeinsam mit der Akademie für Ganzheitsmedizin (GAMED) – für alle Interessierten, nicht nur für Ärzte, auch Lichtplaner, Architekten, Elektrofachhandel, Bürochefs, Lehrer und Kindergartenpädagogen – und alle täglichen Anwender von Licht im Wohnen.

Bild: candy1812 © fotolia.com

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