Wie im Fluge

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Seit dem letzten KSI-Nexans-Seminar im April dieses Jahres (wir berichteten), hat sich einiges getan. Anlässlich der exorbitanten Steigerungsraten im Datenverkehr und dem Bandbreitenhunger der modernen Rechenzentren haben sich alle internationalen Normungsgremien auf 40Gigabit-Ethernet fixiert und arbeiten derzeit intensiv an neuen Standards für TP-Kupferverkabelung (40GBase-T) – ein Prozess bei dem es beinahe jede Woche Neuerungen gibt. Die amerikanischen und internationalen Gremien ziehen dabei aber nicht unbedingt an einem Strang.

V.l.n.r.: Thomas Hüsch und Alfred Huber von Psiber, Achim Psenitza und Gerd Backhaus von Nexans, unterrichteten die Anwesenden über die Neuigkeiten an der Normierungsfront.8 ist besser als 7?
Fix ist jedoch, auch für die Amerikaner, dass es mit bisher gebräuchlichen, ungeschirmten Verkabelungslösungen nicht mehr weitergehen kann. Die (ausschließlich geschirmten) Komponentenstandards »Kategorie 7 und 7A« wurden von den Europäern in der ISO/IEC und der CENELEC (EN) kreiert und sind in den USA so gut wie nicht in Verwendung. Somit ist es nicht verwunderlich, dass das amerikanische TIA Gremium die Schaffung einer eigenen Kategorie, die »Category 8«, in Angriff genommen haben. Was allerdings von dieser Kategorie 8 bekannt ist, weist aber darauf hin, dass sie weniger performant sein wird, als die ISO-Kategorie 7A. Nexans-Experte Gerd Backhaus warnt diesbezüglich vor Fehlschlüssen: „Es herrscht durch die Einführung einer Kategorie 8 derzeit bei vielen Verwirrung, da davon ausgegangen wird, dass 8 automatisch besser sein muss als 7. Das gilt allerdings nicht für alle Belange!“ Damit es aber spannend bleibt, ist außerdem die Rede von zukünftigen Kabel-Typen, die für 1.600 MHz oder gar 2.000 MHz geeignet sein sollen. Eines ist aber auf jeden Fall bereits entschieden: Kabellängen von 100 Metern sind in zukünftigen Rechenzentren Geschichte. Alle Normierungremien haben sich die Anforderungen in Rechenzentren angesehen und zu dem Schluss gekommen, dass eine Link-Länge von 30m ausreichen wird.

Während Sie das hier lesen, ist der ein oder andere Punkt im Normungsprozess wahrscheinlich schon überholt! Selbst Experten wie Gerd Backhaus, die sich täglich mit der Materie beschäftigen, können nicht mit Sicherheit sagen, wohin die Reise gehen wird.Interessant ist auch die Frage, welche Steckverbinder für die Kategorie 8 gewählt werden. In die engere Wahl kommen auf jeden Fall verbesserte GG45-Steckverbinder von Nexans, die bereits in der IEC 60603-7-81 genormt und zu 100% rückwärtskompatibel zum allseits bekannten RJ45-System sind.

„Welche Systeme für 40 GB sich am Ende durchsetzen werden, ist momentan noch schwer vorher zu sehen – ich kann es momentan, um ehrlich zu sein, auch nicht sagen“, resümiert Backhaus. „In den Normierungsgremien setzt sich manchmal nicht die beste und sinnvollste Lösung durch, sondern gelegentlich auch die, dessen unterstützende Fraktion am intensivsten Lobbying betreibt“, so lautete die allgemeine Meinung, die im Plenum in der anschließenden Diskussion laut wurde.

Für diejenigen, die im Moment eine Lösung benötigen, empfiehlt Backhaus, auf »bessere« Komponenten der Kategorie 7A zurück zu greifen, da man „mit diesen nichts falsch machen kann!“

„Warum reden wir überhaupt über Kupfer- und nicht über Glasfaserverkabelung? Kupferverkabelungen sind rückwärtskompatibel – das ist ein wesentlicher Unterschied.“ Klaus Klausner.Messgerät der Zukunft
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe wurde außerdem ein Nexans Verkabelungs-Link gezeigt, der bis sage und schreibe 2.500 MHz nach Kategorie 8 gemessen wurde. Jeder Verkabelungs-Messtechniker kennt nun aber das Problem, dass es bis vor relativ kurzer Zeit keine Feldmessgeräte gab, die gerade einmal bis 1.000 MHz messen konnten. In diesen technologischen Aufgabenbereich, ist nun die Messtechnik-Firma Psiber vorgestoßen und präsentiert mit dem »WireXpert« das, laut Hersteller, derzeitig einzige Feldmessgerät, das überhaupt in der Lage ist, eine derartige Messung durchzuführen. „Man produziert etwas nach Stand der Technik und nicht nach Normenstandards – denn die lassen aktuell große Spielräume zu. Dann kann man sich auf das Messergebnis verlassen, anstatt vom Ergebnis verlassen zu werden“, argumentierte Thomas Hüsch, von Psiber Data.

In jedem Fall wird es spannend bleiben, den Standardisierungsprozess weiter zu verfolgen. Psiber, Nexans und KSI haben versprochen, am zu Ball bleiben und ihre Klientel weiter mit Informationen zu versorgen. Ähnliche Informationsveranstaltungen, mit Vorführung der neuen Messtechnik, sind auch für das nächste Frühjahr geplant.

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