T´schuldigung – Kolumne von Günther Hraby

von Thomas Buchbauer
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Ich muss den Leser nun mit Aufzählungen von Richtigstellungen diverser Falschinformationen fordern.

1. Irrtum: »Eine Kilowattstunde bei Strom kostet € 0,19 und das ist mehr als das Doppelte von Gas und das Dreifache von Pellets.«
Was ist falsch daran? Die Preisangaben gelten für die Heizenergie, die tatsächlich eingekauft wird, und nicht für die Heizwärme. Dazwischen liegt der Wirkungsgrad der Anlage zur Wärmeaufbereitung. Für Heizwärme (Wärme ist eine Energieform mit der Einheit kWh) bzw. Heizwärmebedarf (jährlicher Wärmebedarf von Gebäuden, damit die Norminnenbedingungen bei allen Witterungen innerhalb eines Jahres erhalten werden) gelten um den Wirkungsgrad der Anlage erhöhte Kosten; die Verluste werden auch eingekauft. Daher werden oft Äpfel mit Birnen verglichen.

2. Irrtum: »Eine Gas-Zentralheizung in Brennwerttechnik hat 99% Wirkungsgrad.« Beeindruckend: Gas wird verbrannt und erwärmt damit Brennraum, Kessel und Wasser. Das warme Wasser wird verteilt, erwärmt Heizkörper oder Flächenheizungen, durch diese die wird mühsam die Raumluft warm, die sich erst über Konvektion verteilen muss – und das alles mit insgesamt 99% Wirkungsgrad? Natürlich ist dies unmöglich: In einem Verbrennungssystem gibt es Verbrennungs-, Verteilungs- und Bereitstellungsverluste (die übrigens zumeist die größten sind). In Summe ergeben sich hier 30 bis 50% Verluste. Hinzu kommt noch, dass sich Wirkungsgrade bei Kesseln immer auf den Heizwert (Wärme ohne abgehenden erhitzten Wasserdampf) und nicht den Brennwert (tatsächlich eingekaufte chemische Energie) beziehen. Auch hier wird einiges in der Berichterstattung munter durcheinander gebracht. Bei elektrischen Heizungen ist dies anders: sämtliche eingekaufte Heizenergie wird in Heizwärme gewandelt. Infrarotheizungen bieten darüber hinaus weitere Einsparungen.

3. Irrtum: »Infrarotheizungen ist nur etwas für Werkhallen. Für den ständigen Wohnsitz ist eine Infrarotheizung allerdings nicht zu empfehlen … vorne heiß und hinten kalt« (Konsument 11/2014).
Wer das behauptet hat sich mit dem Thema nicht befasst. Bei diesem Artikel wird völlig übersehen, dass Infrarotwärme die physiologisch behaglichste Wärme ist. Alle Lebewesen sind darauf ausgerichtet, ihre Energie aus den wärmenden Strahlen der Sonne zu beziehen. Bewegte warme Luft trocknet die Haut aus, erzeugt damit eine Verdunstungskälte und braucht mehr Energie um das gleiche Wärmeempfinden zu geben. Bei echten Infrarotheizungen ist das anders: Strahlungswärme erwärmt den Menschen direkt, erzeugt früher Behaglichkeit und senkt dadurch in Folge den Heizwärmeverbrauch. Die Einsparung durch Strahlungswärme beträgt rund 25 bis 35% der Heizwärme. Die Einsparungen in der Heizenergie sind damit noch größer als oben beschrieben.

4. Irrtum: »Infrarotheizungen sind nur für Zweitwohnsitze sinnvoll.«
Echte Infrarotheizungen sind als Hauptheizungen für Hauptwohnsitze dringend zu empfehlen, da sie die höchste Behaglichkeit, den geringsten Energieverbrauch und die geringsten Gesamtkosten aufweisen.

5. Irrtum: »Strom ist zu wertvoll um ihn zu verheizen.«
Gas und Öl etwa nicht? Diese Stoffe wachsen doch gar nicht nach. Die einzige Chance für die Umwelt liegt in der Erzeugung vor Ort durch PV. Biomasse ist hier nicht ausreichend; genug Wald haben die wenigsten!

6. Irrtum: »Wir importieren so viel Atomstrom.«
Der Stromkennzeichnungsbericht 2013 (E-Control, 31. August 2013) weist einen kalkulatorischen Atomstromanteil von 2,59% im Österreichischen Netz aus. Was ist daran viel?

7. Irrtum: »Die CO2-Belastung von Strom ist so hoch.«
Diese Behauptung ist ebenso falsch. Lt. Österreichischem Institut für Bautechnik, Richtlinie 6 beträgt die CO2-Belastung durch elektrischen Strom 417 g/kWh. Nach eigenen Berechnungen gemäß Stromkennzeichnungsbericht 2013 (E-Control, 31. August 2013) liegt dieser Wert eher bei 159 g/kWh und nach Angaben der E-Control bei 125 g/kWh. In der Realität sind Heizungen mit Öl (rd. 320 g/kWh) oder Gas (rd. 240 g/kWh) schlechter als Strom. Weitere Unterschiede entstehen, wenn die CO2-Belastung nicht auf die Heizenergie sondern auf die Heizwärme bezogen wird, weil der Wirkungsgrad der Heizungsanlage noch mitberücksichtigt werden muss. Bei einem modernen Einfamilienhaus mit einem moderaten Heizwärmebedarf (HWB = 35 kWh/m²/a) und einer Wohnfläche von 150 m² liegt die jährlich Belastung durch das Heizen mit Öl rund bei 2,5 Tonnen CO2 und bei easyTherm 1,4 Tonnen (nach OIB) bzw. 0,6 Tonnen (realistisch). In Kombination mit Photovoltaik bzw. E-Speicher wird der CO2-Ausstoß sogar negativ (siehe Bild).

Leider waren dies viele Zahlen und Fakten und die Liste der Irrtümer ist noch nicht vollständig. Etwas Falsches ist rasch behauptet; für die korrekte Richtigstellung braucht es eben mehr Text.

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0 Kommentar

Günther Hraby 19. November 2014 - 17:08

einverstanden

Antworten
Grafzoufal 18. November 2014 - 19:40

Telefonkonferenz macht jeden Km überflüssig.Ich melde mich morgen.

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Daniel Brandl 18. November 2014 - 19:18

Ist zwar eine gute Idee, dennoch etwas weit für mich.

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Daniel Brandl 18. November 2014 - 19:18

Nun gut, anders findet die wohl leider kein Gehör für diese aus meiner sicht problematischen und auch sehr alten Heizungen.

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Grafzoufal 18. November 2014 - 18:35

Ich möchte sie Beide zu einem Fachgespräch in die Redaktion einladen um „Licht ins Dunkel“ zu bringen.Die Leser des I-Magazins haben ein Recht zu erfahren, wer wirklich recht hat.

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Ash Nazg 18. November 2014 - 8:22

@ Daniel BrandlIch habe mir mal die Mühe gemacht Ihre Quellendurchzulesen. Insbesondere beim zweiten Link vorort.bund. stellt es mir ehrlichgesagt ein bisschen die Haare auf. Was hier als kritisch hinterfragen getarntist, entpuppt sich schon beim drüberlesen als Populismus pur. Die Bilder dazusprechen alleine schon eine deutliche Sprache. Ohne jetzt die eine oder andereSeite verteidigen zu wollen, aber objektive und kritische Berichterstattungsieht in meinen Augen anders aus!Also ganz dem Motto dieser Seite folgen:„Misstrauen Sie Wahrheitsverkündern. Haben SieMut Ihren eigenen Verstand zu gebrauchen.“

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Daniel Brandl 17. November 2014 - 22:19

Verbraucherschützer und BUND sehen die Stromheizungen weiterhin sehr sehr kritisch, dem kann ich mich nur anschließen.http://www.verbraucherzentralehttp://vorort.bund.net/suedlic

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Daniel Brandl 17. November 2014 - 22:14

Ich glaub der Autor dieser „Kolumne“ kennt sich mit den Heizungsarten nicht aus. Denn eine FBH hat in der Regel einen höheren Anteil an Strahlung als eine Stromheizung, die hier so gerne als IR Wunder propagiert wird. Der Anteil der Konvektion bei Stromheizungen, die als IR Heizung verkauft werden liegt oftmals höher als von normalen großflächigen Heizkörpern. Die Art der Raumerwärmung ist also mit allen System sehr ähnlich.

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Daniel Brandl 17. November 2014 - 22:10

Nein ich REDE von Strom zu Wärme NICHT von GAS zu WÄRME. Sie brauchen mir das nicht im „MUND“ herumdrehen… 🙂 Mit einer WP kann man hier bis zu 4kWh Wärme aus einer kWh el Arbeit generieren. So ineffizient kann das Gesamtsystem mit FBH gar nicht mehr sein. Mit der Stromheizung wird aus 1kWh MAXIMAL eine kWh Wärme. Eine Glühlampe hat im Übrigen bessere Strahlungseigenschaften 🙂

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Günther Hraby 17. November 2014 - 22:04

Ich stelle fest, dass Sie die scheinbar die Kolumne nicht gelesen oder nicht verstanden haben, was die Aussage „1 kWh Strom ist 1 kWh Wärme“ betrifft, weil Sie beharrlich die physiologische Wirksamkeit ignorieren. Alles ist im Beitrag nachzulesen. Daher beende ich die Diskussion an dieser Stelle.

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Daniel Brandl 17. November 2014 - 21:57

Am Ende ist es auch nicht so wichtig ob nun der Anteil 10 Prozent höher oder niedriger ist, sondern dass das PV Angebot in Mitteleuropa und Wärmebearf absolut gar nicht korrelieren. Wenn Sie was anderes behaupten belegen Sie es. Bislang zeigen andere Fachleute auch http://vorort.bund.net/suedlic…Was ja auch Sinn macht, denn am Ende ist eben 1kWh Strom doch wieder eine 1kWh Wärme und darin liegt das Problem…

Antworten
Günther Hraby 17. November 2014 - 21:54

ich meinte Ihre Berechnungen zum Thema „Strahlungsheizungen“.

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Daniel Brandl 17. November 2014 - 21:52

Ganz einfach Sonnenangebot im Winter (Strahlungskarten oder reale Erträge) und Heizenergiebedarf.. Leider reicht der Strom nichtmal für das „LICHT“ geschweige denn für das WW, da bleibt für die Stromfresser nicht mehr viel übrig

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Daniel Brandl 17. November 2014 - 21:48

Welche können Sie denn aufweisen?http://de.wikipedia.org/wiki/F

Antworten
Günther Hraby 17. November 2014 - 21:46

Wie können Sie Ihre Behauptungen beweisen? Welche Kompetenzen weisen Sie dafür auf? Bitte senden Sie mir Ihre Berechnungen zum Thema „Strahlungsheizungen“ zu – Vielen Dank.

Antworten
Daniel Brandl 17. November 2014 - 21:42

Ich glaube nicht, dass Sie sich mit PV auskennen, sonst könnten Sie sowas nicht behaupten. Zudem sind Stromheizungen Stromheizungen und haben maximal den gleichen Anteil an Strahlung wie andere Heizungen auch. Daher ist das ganze Thema auch völlig an der Realität vorbei

Antworten
Günther Hraby 17. November 2014 - 21:28

Billige Platten haben tatsächlich einen geringen Strahlungsanteil. Wenn Sie mir die Daten für die FBH zusenden, werde ich den Strahlungsanteil ausrechnen.

Antworten
Günther Hraby 17. November 2014 - 21:27

Dann haben Sie die Kolumne nicht gelesen oder nicht verstanden. Alle Einwände sind dort behandelt außer den Konvektionsberechnung. Dazu ist die Kolumne zu kurz. Gute IR-Heizungen haben nur 30% Konvektion und in Deckenmontage sogar weniger. Die Kombination mit PV ist genau durchgerechnet und auch in der Praxis erprobt. PV wird damit leistbar, da die IR-Heizung incl. der PV weniger kostet als andere Heizungen alleine.

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Daniel Brandl 17. November 2014 - 21:16

Das „Problem“ ist doch dass die Stromheizung eben das „ALTE“ ist und Sie damit nicht klarkommen wollen. Nun will man das als was besonderes wiederbeleben, dabei haben die „billigen“ Platten doch nicht einmal einen so hohen Strahlungsanteil wie eine FBH.

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Daniel Brandl 17. November 2014 - 20:51

Stromheizungen sind ebenso IR Heizungen wie alle anderen Heizungen auch, die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger. Es ist der größte Irrsinn so zu tun als wären nur die steckerbetriebenen Heizungen IR Strahler und High Tech. Dabei ist es so, dass die Platten bis zu 100° heiß werden und somit eine höhere Konvektion haben können als neuwertige Heizkörper. Zudem ist es auch ein Märchen mit PV zu heizen, da das saisonal leider nicht zusammen passt. Bei den Stromheizungen hat man einen billigen Aufbau der teuer verkauft wird. Am Ende bezahlt der Nutzer zu viel, daher warnen BUND und Verbraucherschützer vor dieser Art der Heizung.

Antworten
Günther Hraby 17. November 2014 - 9:46

Natürlich sind die Taschen bestens gefüllt und Neues wird verhindert. Eine Krise ist dann, wenn das Alte stirbt und das Neue nicht geboren werden darf.Wir kämpfen mit Ihnen gerne zur Durchsetzung des Neuen!

Antworten
KMU Tirol 14. November 2014 - 15:24

Geschätzter Herr Hraby,Die Argumente der Gas und Erdöllobby müssen nicht besser sein. Deren gut gefüllten anonymen Geldbörsen sind besser gefüllt und darum werden sie weiter gewinnen können. Das ist leider traurige Tatsache.

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