Steht DALI vor dem Aus?

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In den Gesichtern einiger Gäste war ein Ausdruck von Skepsis erkennbar. Kein Wunder – das Szenario, das Christoph Platzer in seinem hochinteressanten Vortrag anlässlich des Regent-Evens in Wien malte, zeigt, dass man nun endgültig im digitalen Zeitalter angelangt ist. Der Gedanke, diese innovativen Systeme in künftige Projekte implementieren zu müssen, sorgt bei Planern, Architekten und Elektrotechnikern allerdings für Bedenken. Wenn nicht einmal Technologien wie DALI vollkommen etabliert sind, was erwartet uns dann erst recht bei Technologien wie Internet of Things, kurz IoT?

Alessandro Sachs, Mitglied der Geschäftsleitung bei Regent Licht war für diesen Abend gerne aus der Schweiz angereist, um mit Harald Zink und seinem Team von Regent Licht Österreich die Gäste aus Architektur, Licht- und Elektrotechnik zu begrüßen. Das 1908 gegründete und in vierter Generation geführte Schweizer Familienunternehmen ist nun bereits seit 20 Jahren am österreichischen Markt tätig. Schenkt man den Meinungen mancher Gäste, mit denen das i-Magazin sprach, Glauben, so wird einerseits die Kontinuität, die Harald Zink und seine Mannschaft unter Beweis stellen, und andererseits deren Handschlagfähigkeit hierzulande besonders geschätzt – „und die Produkte sind ohnehin top“, fügte einer der Elektrotechniker dem noch hinzu. Gekommen war man an diesem Abend vor allem aber auch deswegen, weil man dem Vortrag »Die Digitalisierung verändert unsere Welt, wie wir sie erleben« lauschen wollte. „Die Leuchten könnten bald die Aufgabe eines »Informations-Hubs« in den Smart-Buildings übernehmen“, ließ Sachs zu Beginn der Veranstaltung anklingen, worauf sein Kollege Christoph Platzer, Head of Product-Management, im Anschluss im Detail einging. Platzer bestätigte gleich zu Beginn seines Vortrages, was viele von uns ahnen: „Zum einen ist der Anteil der LED mittlerweile größer als 50 % und zum anderen liegt der Innovationszyklus der Lichtbranche, der in der Zeit der Glühlampe noch in Dekaden messbarChristoph Platzer, Head of Product-Management bei Regent Licht, sprach vor Planern, ­Architekten und Elektrotechnikern über das Thema »Die Digitalisierung verändert unsere Welt, wie wir sie erleben.« war, nun bei rund 6 bis 12 Monaten – mit der Tendenz, noch kürzer zu werden“, Platzer wusste zu berichten, dass die LED im Jahr 2020 bis zu 220 Lumen/Watt erreicht haben und damit an ihren physikalischen Grenzen angelangt sein wird. „Aber bis dahin wird es einige Weggablungen geben,“ meinte der Lichtexperte und sprach die OLED, die Laser-LED und schließlich Smart-Connected-Lighting – die Digitalisierung unserer Gebäude, Plätze und Straßen mit Hilfe der Leuchten – an. „Eine LED ist so schnell, dass sie in Zukunft bis zu einem Gbit Daten übertragen könnte. Die LED ist aber auch sensibel, sodass es bei Spannungsschwankungen oder Flickerstörungen, die meist durch ein schlechtes Betriebsgerät verursacht werden, zu Problemen führen kann“, so Platzer und wies damit darauf hin, dass man Leuchten auf ihren Einsatzort hin auswählen muss: „In Bereichen wie etwa in einem Konferenzraum ist eine flickerfreie Beleuchtung unabdingbar, da es sonst zu Störungen bei Videokonferenzen kommt.“ Die LED ist aber vor allem auch prädestiniert dafür, sie zu steuern – 70 % der LED-Leuchten, die Regent im Programm führt, sind digital dimmbar.

Die OLED hinkt der LED in Sachen Performance nach wie vor hinterher. Alleine der Preisunterschied klafft mit 1:10 zu Gunsten der LED extrem auf: Auch die technischen Werte sprechen weiterhin eine eindeutige Sprache für die LED – die OLED schafft aktuell rund 100 Lumen/Watt, bei einer guten LED-Lösung ist man auf >160 Lumen/Watt angelangt. Selbst das bisher so große Plus der OLED, ihre dünne Bauform zwischen 1 und 3 mm, hat sich mittlerweile relativiert – bei einer Kanteneinkopplung sind LED nun auch zwischen 4 bis 5 mm dünn erhältlich. Nur die Integration in Glasscheiben und auch die damit häufig genutzte Transparenz spricht für die OLED und ist neben der Flexibilität eine Einzigartigkeit dieser Technologie. „Es gibt nach wie vor viel zu tun, um die OLED für die Allgemeinbeleuchtung wirtschaftlich sinnvoll nutzbar zu machen. Wir sind überzeugt, dass die OLED-Technologie aufholen wird. Aber derzeit sehen wir sie als Ergänzung der LED-Technik und nicht als deren Ersatz“, lautete das Resümee von Platzer schließlich. Die Laser-LED wiederum steckt noch in den Kinderschuhen – derzeit wird ihre Entwicklung durch ihren Einsatz in der Fahrzeugindustrie getrieben. Sie verfügt über eine sehr hohe Leuchtdichte – rund 2.000 mal höher als eine LED – und könnte im Bereich von Stage-Lighting oder bei großen Flutscheinwerferanlagen in Anwendung kommen. Auch die Performance der Laser-LED lässt im Vergleich zur LED noch zu wünschen übrig: „Mit 33 Lumen/W, einer geringen Farbwiedergabe und ihrer Verfügbarkeit in ausschließlich kalten Farbtemperaturen erkennt man, wie sehr die Technologie noch Luft nach oben hat, um sie als wirtschaftlich zu betrachten. Wir sehen derzeit noch keine sinnvolle Einsatzmöglichkeit für die Allgemeinbeleuchtung“, so Platzer.

Die Inhalte des Vortrags von Christoph Platzer ­führten zu einer regen ­Diskussion. Für einige der Anwesenden war vor allem nicht vorstellbar, wie die angekündigten Technologien im Projektalltag ­Einzug halten können.Unter dem Titel »Smart Connected Lighting« oder auch Internet der Dinge (IoT) werden Leuchten künftig mit dem Internet verbunden und ermöglichen damit neue Services, die der Branche als neues Geschäftsmodell dienen wird. 2020 werden 2,5 Milliarden Menschen und rund 75 Milliarden Sensoren mit dem Internet verbunden sein. „Die Sensoren benötigen eine Energieversorgung – und wo Licht ist, steht in der Regel auch Strom zur Verfügung. Platzer zeigte aber auch auf, wohin der Weg die Leuchtenindustrie führen wird: „Über die Hardware einer Leuchte werden die Hersteller über kurz oder lang austauschbar sein. Die Steuerung der Leuchten wird aus meiner Sicht mittel- und langfristig auf IP (Internet-Protokoll) setzen und entweder per Wireless oder über Power over Ethernet verbunden sein. Hier gibt es eine interessante Entwicklung, die es erlaubt, über RJ45-Stecker bis zu 40 Watt (in Zukunft noch weitere Steigerungen erwartet) Leistung zu übertragen. Pro Raum kann es einen Verteiler geben, an dem die Leuchten, von der jede eine IP-Adresse haben wird, per Plug & Play angeschlossen werden. Die Intelligenz einer Leuchte – also die Software – zur Steuerung der Leuchte wird schließlich den Unterschied ausmachen. So kann sich z.B. in Abhängigkeit des Strompreises zum Zeitpunkt X das Dimmverhalten einer Leuchte über den Tag verändern. Und das wird nur möglich sein, wenn die Hersteller Funktionalität wie Temperaturmessung, Anwesenheitserkennung, Überspannungsmessungen aber auch Kommunikation untereinander über WLAN, Bluetooth oder ähnliches in ihren Leuchten gewährleisten. Dem Elektrotechniker wird künftig auch die Inbetriebnahme erleichtert: „Wer DALI kennt, weiß wie aufwendig dieser Prozess sein kann. Mit den neuen Systemen ist auch die Skalierbarkeit ein Leichtes – künftig lassen sich die Leuchten im System beliebig ergänzen und die Logik der Leuchte passt sich an die Präferenzen des Nutzers an.“ Daraus folgend wird auch personalisiertes Licht künftig ein immer wichtigeres Thema, »My Lights« von Regent reagiert auf diese Entwicklung: „Der verringernden Konzentrations- und Leistungsfähigkeit von uns Menschen kann mit Maßnahmen, die wir der Natur ableiten, entgegengewirkt werden. Mit »My Lights« wird der Nutzer über sein Smartphone erkannt und die Beleuchtung stellt sich auf seine Präferenz ein“, so Platzer, der im Zuge der anschließenden Diskussion die Gäste darauf hinwies, dass uns ein Wechsel von DALI auf IP-basierte Systeme bevorsteht und zur Light+Building 2016 mit hoher Wahrscheinlichkeit erste Produkte präsentiert werden.

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