Stara schnappt sich Eichmann

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Es herrschten von Anbeginn an ideale Voraussetzungen: Branchenkennern war schon lange klar, dass sich die Elektrogroßhandelsunternehmen Stara und Eichmann sehr gut ergänzen würden. Und das der zum deutschen Handelsriesen Würth gehörende Eichmann auf Dauer zu klein sein würde, war den dort Verantwortlichen auch klar. Gleichzeitig wollte das Familienunternehmen Stara, unter der Führung von den Geschäftsführern Lorenz und Peter Schweitzer, seinen Auftritt am oberösterreichischen Marktplatz stärken.

Stara Boss Peter Schweitzer freut sich über die Übernahme, die eine Stärkung der Marktposition und eine langfristige Sicherung der Arbeitsplätze bedeutet.  Die Gespräche zwischen den Verantwortlichen der beiden Unternehmen über einen Deal liefen dann aber doch über zwei Jahre. Zum einen wollte der Würth Elektrogroßhandel zunächst Stara kaufen oder zumindest doch eine Kooperation oder Beteiligung erreichen. Zum anderen wollten Lorenz Schweitzer und sein Vater Peter keine übereilten Handlungen setzen – und hatten eine gänzlich andere Vorstellung davon, wer denn wen kaufen sollte. „Begonnen hat es damit, dass Würth Stara kaufen wollte und ich mich außerdem noch zu jung fühle und ich mich auch meinen Mitarbeitern, die fast alle Konzernflüchtlinge sind, verpflichtet fühle“, wirft Peter Schweitzer ein. Stattdessen haben wir den Verantwortlichen den Vorschlag gemacht Eichmann zu übernehmen. Das i-Magazin befragte dazu Ulrich Liedtke, der bei Würth für das Elektrogroßhandelsgeschäft in Zentral-, Ost- und Südeuropa zuständig ist und somit auch für Eichmann verantwortlich ist. Dieser bestätigt: „Wie wichtig es uns ist, unsere Marktposition wo immer möglich zu stärken, haben wir ja gerade durch die Übernahme der Rexel-Aktivitäten in Estland, Polen und der Slowakei gezeigt – wenn es jedoch keine Chance gibt, zumindest eine regional starke Marktposition zu erreichen, wird es sehr schwierig. Daher bietet die Verbindung von Stara und Eichmann auch nach unserer Einschätzung sehr viel Potenzial – so viel, dass wir dieses in der Tat am liebsten selbst gehoben hätten. Wir respektieren aber die Entscheidung der Familie Schweitzer. Wenn im Hintergrund ein erfahrener Mann wie Peter unterstützt und mit Lorenz die nächste Generation bereits am Ruder steht, dann hat die neue »vergrößerte« Stara sicher nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig eine gute Zukunft.“ Er ergänzt: „Zudem durften wir in den Gesprächen erleben, dass bei Stara der Generationenwechsel fast schon modellhaft funktioniert. Die Hauptlast in den – langen – Verhandlungen mit uns, hat auf der Stara-Seite Lorenz getragen, der dort offensichtlich freie Hand hatte.“

Stara, unter der Führung von Lorenz und Peter Schweitzer, kauft Eichmann und stärkt so seine Niederlassung in Oberösterreich und baut seine Position in der Elektrogroßhandelsszene aus. „Eine Entscheidung wie diese muss wohl durchdacht, und bis ins letzte Detail ausverhandelt sein“, begründet Lorenz Schweitzer im Gespräch mit dem i-Magazin, weshalb gute Dinge nun einmal eine Weile brauchen. Die langwierigen Verhandlungen führten dieser Tage schließlich doch noch zu einem positiven Ergebnis. Die Tinte auf den Verträgen ist noch nicht einmal trocken, informiert das i-Magazin seine Leser nun über eine der wohl entscheidendsten Akquisitionen der letzten Jahre in Österreichs Großhandelsszene: Das bisher zum Würth Elektrogroßhandel gehörende Elektrogroßhandelsunternehmen Eichmann, hat mit der Familie Schweitzer per Mitte Mai 2016 einen neuen Eigentümer. „Mit Stara-Linz und dem 1927 gegründeten Traditionsunternehmen Eichmann, wachsen zwei bisher relativ kleine Einheiten zu einem großen und schlagkräftigen Ganzen zusammen und nehmen damit die Chancen, die der oberösterreichische Markt bietet, gemeinsam wahr“, beschreibt die Triebfeder des Unternehmenskaufs, Lorenz Schweitzer, warum man sich innerhalb der Familie Schweitzer für den Erwerb von Eichmann entschieden hat. „Wir sind zwar bei weitem nicht das größte, aber sicher eines der erfolgreichsten Großhandelsunternehmen am österreichischen Markt. Wir denken und handeln österreichisch und haben unseren ganzen Fokus hier“, kann sich Peter Schweitzer einen Seitenhieb auf die beiden Konzernmitbewerber in Österreich nicht verkneifen. Für Peter Schweitzer zählen aber auch noch andere Aspekte – etwa die soziale Komponente: „Die Stärkung des Standortes Oberösterreich hat nun einmal auch positive Auswirkungen auf die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze“, freut sich Peter Schweitzer. Auch dies spiegelt sich in den Aussagen von Ulrich Liedtke wider: „…von besonderer Bedeutung war für uns, dass die Konstellation mit Stara – es gibt viele Ähnlichkeiten aber fast keine Überschneidungen – es zulässt, dass die Struktur von Eichmann in weiten Teilen erhalten bleibt. Auch daher wünsche ich Familie Schweitzer und allen betroffenen Mitarbeitern alles Gute. Ich denke, dass dieses Ergebnis nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Kunden und Lieferanten von Eichmann eine der besten denkbaren Zukunftsperspektiven darstellt und viele Chancen bietet.“

Apropos Chancen – die sehen die Schweitzers vor allem darin, dass sich die Konzern-Großhandelsunternehmen aus ihrer Sicht mehr und mehr dem Industriegeschäft zuwenden, um im Gegenzug das Feld für die bestmögliche Betreuung der Gewerbebetriebe freizugeben. „Als österreichisches Familienunternehmen sind wir der ideale Partner für die heimischen Gewerbeunternehmen. Wir bieten einfach die gesamte Palette an Produkt- und Serviceleistungen an, die ein Elektrounternehmen für das Tagesgeschäft nun einmal braucht“, unterstreicht Lorenz Schweitzer die hauseigenen Vorteile. Potenzial sieht man bei Stara aber auch auf einem anderen Gebiet: Auf einen Teil der Leistungen, die bisher beide Unternehmen unabhängig voneinander erbringen mussten, um am Markt zu bestehen, können nun beide zurückgreifen: „Tools wie der Stara-Webshop, der laufend auf dem letzten Stand der Technik gehalten wird, sind nun einmal mit Kosten verbunden. Die Akquisition von Eichmann hat den Vorteil, dass wir Kosten wie diese nun clever verteilen können und damit eine Effizienzsteigerung schaffen, die beiden Unternehmen etwas bringt“, so Lorenz Schweitzer, der in einem Nebensatz auch noch ankündigt, neben den Investitionen in den Webshop vor allem die IT zu erneuern und die Ausbildung der Mitarbeiter forcieren zu wollen. Die damit »neu erfundene« Linzer Niederlassung wird am bisherigen Areal der Firma Eichmann in der Hollabererstraße 7 ihren Standort finden – mit den bisher bekannten Akteuren der beiden Unternehmen. Ergo: Die beiden Eichmann-Geschäftsführer Thomas Gschwendt und Helmut Haider bleiben in ihren Positionen.

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0 Kommentar

Grafzoufal 18. Mai 2016 - 17:12

[quote=Hallo]Wie sieht es denn mit den Mitarbeitern aus? Bleiben diese erhalten?[/quote]
Nur unfähige Unternehmer trenne sich von fähigen Mitarbeitern. Nur unfähige Unternehmer behalten unfähige Mitarbeiter. Wer fähig ist wird bleiben.

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Hallo 18. Mai 2016 - 6:47

Wie sieht es denn mit den Mitarbeitern aus? Bleiben diese erhalten?

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