Das Interview mit Robert Pfarrwaller, CEO von Rexel Austria:

„Sind optimistisch, dass…“

von David Lodahl

Rexel Austria hat sich mit den Bedingungen in der Phase der COVID-19-Krise gut arrangiert und unterstützt die Kunden wie eh und je – davon ist Robert Pfarrwaller, CEO von Rexel Austria, überzeugt. Im Gespräch mit dem i-Magazin verrät er unter anderem, wie die Exekutive in speziellen Situationen als logistisches Bindeglied fungierte und sich der Nutzungsgrad der Live-Chat-Funktion innerhalb des Rexel-Webshops in den letzten Wochen verdreifacht hat. Doch damit nicht genug – lesen Sie, wie das Großhandelsunternehmen auf die kommenden Herausforderungen reagieren will!

Während der ersten Wochen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Wirtschaft war es für Österreichs Elektrounternehmen besonders wichtig, die richtigen Partner an ihrer Seite zu haben. Das i-Magazin sprach mit Robert Pfarrwaller, CEO von Rexel Austria, um zu erfahren, wie der Großhandelskonzern hierzulande auf die Maßnahmen der Regierung reagierte und dabei trotzdem die Lieferketten aufrechterhielt.

Herr Pfarrwaller, welche Maßnahmen haben Sie als CEO von Rexel gesetzt?

Robert Pfarrwaller, CEO von Rexel Austria: Wir bei Rexel Austria sind uns der Verantwortung bewusst, die wir als heimischer Marktführer im Elektrogroßhandel tragen, und haben daher bereits frühzeitig – im Februar – begonnen, unterschiedliche Szenarien auszuarbeiten. Diese setzen wir nun um. Um in Zeiten wie diesen den laufenden Betrieb sicherzustellen und die Materialversorgung für Elektrofachhändler, elektrotechnische Gewerbebetriebe, Industrie-, Facility-, und Infrastrukturbetriebe in ganz Österreich zu garantieren, waren neue Ansätze gefordert. Oberstes Ziel für verantwortungsvolle Unternehmen ist es, auf der einen Seite die Sicherheit der Mitarbeiter und auf der anderen Seite den Warenfluss sicherzustellen.

Alle unsere Niederlassungen sind in Betrieb und bleiben das auch weiterhin. Nachdem aufgrund der behördlichen Vorgaben der Abholverkauf in allen Standorten auf kontaktlose Übergabe umgestellt wurde (Schleusen, Abholzelte etc.), konnte dieser mit 14. April wieder geöffnet werden. Der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben diesbezüglich wird kompromisslos und zu 100 Prozent Rechnung getragen.

Die Umstellung von vielen Mitarbeitern (inkl. mir) auf Homeoffice war größtenteils Neuland und auch für unsere IT-Abteilung im Vorfeld eine Herausforderung. Durch vorausschauende Planung haben wir diese Veränderung allerdings sehr gut über die Bühne gebracht und innerhalb weniger Tage umsetzen können. Der regelmäßige Austausch mit unseren Kunden, Partnern und Lieferanten ist für uns aktuell umso wichtiger und wir suchen ihn auch proaktiv. Die Aufrechterhaltung der elektrotechnischen Infrastruktur in Österreich während der Krise ist unser vorrangiges Ziel und wir sehen uns damals wie heute als starken Partner in dieser Hinsicht.

Inwieweit konnte man sich innerhalb der Einschränkungen bewegen?

Pfarrwaller: Es ist kein Geheimnis, dass die weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung des Virus die Lieferketten beeinträchtigen. Um weiterhin verlässlich und regelmäßig Lieferungen an rund 16.000 Kunden österreichweit zu garantieren, haben wir bei Rexel frühzeitig neue logistische Lösungen erarbeitet und passen diese tagtäglich an neue Gegebenheiten an. Straßen- und Gebietssperren werden laufend in das Mapping-System integriert, um digitale Lieferketten abzubilden. Wir haben uns Produktkontingente gesichert und halten uns bezüglich Warenverfügbarkeit, Lieferstatus und Sicherheitsmaßnahmen permanent auf dem Laufenden. So gelingt es uns, wenn auch mit kurzfristigen Unterbrechungen bei einzelnen Produkten, lieferfähig zu bleiben. In Gebieten, in denen aufgrund von Isolationsmaßnahmen nicht zugeliefert werden darf, ist der Kontakt mit den Behörden wesentlich. Außergewöhnliche Situationen ermöglichen unkonventionelle Lösungen. So übernimmt in dringenden Fällen die Exekutive die Ware am Ortseingang und übergibt sie an unsere Partner.

Bis heute ist uns die Umsetzung dieser Umstellungen gut gelungen, was auch die positiven Rückmeldungen verschiedenster Kunden belegen. Nach den Lockerungen der behördlichen Restriktionen mit 14. April wird auch das Hochfahren jener Aktivitäten, die derzeit größtenteils telefonisch oder virtuell stattfinden, nach mehrstufigem Prinzip durchgeführt. Da der Betrieb bei Rexel aber nie ausgesetzt wurde, ist dies mehr eine Aufgabe der Kapazitätsplanung als eine strukturelle Planung.


Wir erleben, dass durch die technologische Wende und zunehmende Digitalisierung der Beratungsbedarf steigt. Daran ändert auch COVID-19 nichts – die aktuelle Krise kommt dem Vorantreiben der Digitalisierung in Unternehmen sogar zugute, da sich viele nun gezwungen sehen, sich mit bislang aufgeschobenen Agenden diesbezüglich auseinanderzusetzen“, unterstreicht Robert Pfarrwaller, CEO von Rexel Austria im Gespräch mit dem i-Magazin.


Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den Protagonisten der Branche außerhalb des Unternehmens in der ersten Phase der COVID-19-Krise?

Pfarrwaller: Der regelmäßige, proaktive Austausch innerhalb der diversen WKÖ-Gremien und Fachverbände, aber speziell auch mit der Bundesinnung der Elektrotechniker, war und ist extrem hilfreich für vorausschauendes Krisenmanagement. Dadurch konnten bereits frühzeitig erforderliche Informationen weitergegeben, aber auch die Bedürfnisse der diversen Unternehmen berücksichtigt werden. Wir als Rexel sind natürlich proaktiv involviert und veröffentlichen viele dieser Elemente auf unseren diversen Plattformen. Die Statistiken zeigen, dass diese neuen Informationsbereiche von unseren Kunden sehr gut angenommen werden.

Wie wird das heurige Jahr finanziell für Rexel Österreich ausgehen?

Pfarrwaller: Natürlich zieht die COVID-19-Situation aus finanzieller Sicht auch an uns nicht spurlos vorbei. Wenn unsere Kunden ihre Geschäfte einstellen oder aufgrund gesetzlicher Auflagen einschränken müssen, sind wir direkt davon betroffen. Dieser kurzfristige Rückgang in 2020 wird bleiben. Wir haben die Planungen dahingehend angepasst und diese gelten nun als neuer Maßstab. Wenn auch eine größere vorübergehende Delle hinterlassen wird, sind wir optimistisch, dass wir eher früher als später auf den Wachstumspfad zurückkehren werden.

Kurzfristig werden wir in diesen herausfordernden Zeiten vermeidbare Kosten reduzieren und nicht dringende Investitionen aufschieben. Aber: Die Übersiedlung der Niederlassung Regro Klagenfurt an den neuen Standort findet beispielsweise wie geplant im Mai statt – sofern es in der Zwischenzeit keine neuen behördlichen Restriktionen gibt – und ist ein weiterer Meilenstein in der Modernisierung der Rexel-Infrastruktur in Österreich.

Unsere Liquiditätsplanung ist vorausschauend aufgebaut und gewährleistet somit jederzeit die pünktliche Bezahlung unserer Mitarbeiter und unserer strategischen Lieferanten bzw. Partner. Verlässlichkeit, Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis ist uns ein wichtiges Anliegen in der Krise. Dieses Zeichen wollen wir durch unsere Maßnahmen und Aktivitäten an Mitarbeiter, Kunden und Partner weitergeben und diesen den Rücken stärken – in der Hoffnung, es auch zurückzubekommen.

Wird es Einsparungen beim Personal nach der Kurzarbeit geben?

Pfarrwaller: Dadurch, dass wir unser Geschäft durch das Setzen und laufende Anpassen neuer Maßnahmen gut durch die Krise manövrieren, sind auch die rund 600 Arbeitsplätze im Unternehmen langfristig gesichert. Innerhalb weniger Tage haben wir für einen Großteil der Mitarbeiter auf Homeoffice-Arbeitsmodelle umgestellt. Unser Ziel ist und bleibt es, mit voller Mannschaft durch die Krise und aus der Krise zu kommen.

Es gab eine Zeit vor COVID-19, eine Zeit der COVID-19-Krise und es wird auch noch eine Zeit danach MIT COVID-19 geben – darauf müssen wir uns alle einstellen. Flexible Arbeits- und Arbeitszeitmodelle werden somit wichtiger werden, um auch für unsere Mitarbeiter den Spagat zwischen Berufs- und Privatleben zu vereinfachen.

Wir werden auch weiterhin unser Bestes geben, um der österreichischen Elektrowirtschaft als starker Partner zur Seite zu stehen.

Wird das Dienstleistungsangebot weiter zum Teil kostenlos bleiben?

Pfarrwaller: Kompetente Beratung durch unsere Fachabteilungen bzw. Außen- und Innendienstmitarbeiter ist auch jetzt während der Krise essenziell. Viele Kunden nutzen die Phase nun für Planungen und bereiten Angebote bzw. Lösungen für die »Zeit danach« vor. Diesen Weg gehen wir auch konsequent weiter und erhalten unser Dienstleistungsangebot aufrecht, sowie zum Teil nach wie vor kostenlos.

Die Spezialisierungen werden weiter ausgebaut, natürlich aktuell etwas verlangsamt, aber an den ursprünglichen Zielen festhaltend. Wir erleben, dass durch die technologische Wende und zunehmende Digitalisierung der Beratungsbedarf steigt. Daran ändert auch COVID-19 nichts – die aktuelle Krise kommt dem Vorantreiben der Digitalisierung in Unternehmen sogar zugute, da sich viele nun gezwungen sehen, sich mit bislang aufgeschobenen Agenden diesbezüglich auseinanderzusetzen. Wir sehen uns hier extrem gut aufgestellt.

Krise und Digitalisierung, wie nutzt Rexel die offensichtlichen Chancen?

Pfarrwaller: Digitalisierungsziele sind bereits seit Jahren in der strategischen Ausrichtung des Unternehmens verankert und bleiben auch weiterhin ein Schwerpunkt. Die Entwicklungen, die wir in den letzten Jahren gestemmt haben, kommen uns nun zugute.

Die Umstellung auf Homeoffice haben wir innerhalb weniger Tage geschafft. Unsere Kunden können telefonisch oder virtuell weiterhin mit uns in Kontakt bleiben und ihre Geschäfte tätigen. Wir haben bereits vor der Krise einen hohen Prozentsatz unseres Umsatzes über unseren Webshop generiert. Auch davon profitieren wir jetzt und wir sind für ein erhöhtes Online-Bestellaufkommen gewappnet. Unsere Live-Chat-Funktion ermöglicht es, dass unsere MitarbeiterInnen unsere Kunden auch ohne persönlichen Kontakt individuell beraten. Hier beobachten wir seit Beginn der Krise eine Verdreifachung der Nutzung.

Digitale Schnittstellen wie Webshop inkl. Live Chat und EDI sind aktuell extrem hilfreich, um unsere Geschäftstätigkeiten aufrechtzuerhalten und werden weiterhin konsequent ausgebaut.

Wie wird zukünftig Ihr Außendienst agieren?

Pfarrwaller: Unser Außendienst hat zwar physische Kundenbesuche bis auf Weiteres eingestellt, um die Sicherheit unserer Mitarbeiter und Kunden zu gewährleisten, ist aber telefonisch oder digital innerhalb der üblichen Geschäftszeiten erreichbar bzw. mit Kunden virtuell in Kontakt. Wir beobachten, dass diese Möglichkeiten auch aktiv von Kunden genutzt werden – siehe dazu beispielsweise die gesteigerte Nutzung des Live Chats in unseren Webshops. Das ist natürlich kein Ersatz für persönliche Besuche, aber ein guter Kompromiss. Die meisten unserer Außendienstmitarbeiter haben über die Jahre hinweg langfristige Kundenbeziehungen aufgebaut, die auf Vertrauen und Verlässlichkeit basieren – das kommt uns nun zugute. Sobald es wieder möglich und von den Kunden gewünscht ist, steht der persönliche Kontakt allerdings natürlich wieder im Fokus.

Abschließend möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Rexel Austria Gruppe, zu der ja auch die Comtech IT-Solutions GmbH zählt, für ihren Einsatz und die enorme Flexibilität zu bedanken. Beides war in den letzten Wochen besonders stark gefordert.

Ein großes Danke auch an unsere Partner, Lieferanten und natürlich auch an unsere Kunden. Vielen Dank für Ihr Vertrauen in unsere Leistungsfähigkeit und die gute Zusammenarbeit. Vor allem aber: Bleiben Sie gesund!

Herr Pfarrwaller, wir danken für das Gespräch!

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1 Kommentar

GH 16. Mai 2020 - 8:22

Ein bemerkenswerter Mensch, dieser Robert Pfarrwaller, unglaublich was der in wenigen Jahren bei Rexel Österreich alles auf die Beine stellt, nicht nur zum Wohle der Kunden und Mitarbeiter, auch zum Wohle der Shareholde überall auf der Welt. Weiter so Robert !!!

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