Schneller, intelligenter und vernetzt:

Short-term Energy Trading auf der Überholspur

von Moritz Hell

Von Jürgen Mayerhofer, Geschäftsführer VisoTech, und Johannes Püller, Co-Founder VisoTech

Bei ETRM denkt man meist an große, komplexe Systeme, die alle Geschäftsprozesse des Energiehandels umfassen – vom Front Office bis zum Back Office: Deal Capturing und Preismanagement, Positionsmanagement, Risikomanagement, Rechnungswesen, Abrechnung, Logistik und Fahrplanmanagement, Meldewesen und vieles mehr. Diese Systeme existieren bereits seit langer Zeit und bilden bislang wichtige Bestandteile der IT-Infrastruktur der Energiewirtschaft.

Gang einlegen: Der kurzfristige Handel wird anspruchsvoller

Die Energiewirtschaft verändert sich und der Handel an den Spotmärkten wächst rasant. Um dem Klimawandel entgegenzuwirken und den CO2-Ausstoß zu reduzieren, wird ein ständig wachsender Anteil des Stroms aus volatilen erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne erzeugt. Diese Energiequellen sind schlecht prognostizierbar und nur eingeschränkt steuerbar. Dadurch ergibt sich die Notwendigkeit, Energie aus diesen Quellen möglichst kurzfristig zu handeln.

Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Erdgas. Der fossile Brennstoff mit der geringsten Kohlenstoffbilanz ist eine naheliegende Ergänzung, wenn die Nachfrage von den Erneuerbaren nicht erfüllbar ist. Dank der kurzen Anfahrtszeiten von Gaskraftwerken können sie kurzfristig Versorgungslücken schließen. Dies erhöht natürlich auch den kurzfristigen Handel mit Gas.

Handelsvolumen, Volatilitäten und die Vielzahl der zu berücksichtigenden Daten machen es für einen menschlichen Trader schwierig, den Überblick über die aktuelle Marktsituation zu behalten oder gar den Gewinn zu maximieren. Die spezifischen Herausforderungen sind jedoch für den Handel mit Strom und mit Gas ganz unterschiedlich.

Beim Stromhandel beruht die Komplexität auf der großen Anzahl verfügbarer Produkte und der im Vergleich zum Gasmarkt höheren Liquidität. Das resultiert in einer Vielzahl von Ereignissen in den Orderbüchern. Die großen Spreads machen die Sache zusätzlich anspruchsvoller. Das Bedürfnis nach Geschwindigkeit ergibt sich aus den kurzen Vorlaufzeiten sowie der Notwendigkeit, schnell auf Preisvolatilitäten zu reagieren. Gas hingegen hat längere Vorlaufzeiten und kleinere Spreads mit weniger, dafür uneinheitlichen Produkten. Regeln und Beschränkungen, die von einem Handelspunkt zum anderen variieren, erhöhen den Komplexitätsgrad. Auch der Gashandel profitiert von Geschwindigkeit, allerdings aus einem anderen Grund: Verglichen mit den größeren Strommärkten weisen die Gasmärkte tendenziell eine geringere Liquidität auf. Daher hängt der Erfolg im Kurzfristhandel in der Regel davon ab, dass die Akteure auf die selteneren Aktualisierungen im Orderbuch extrem schnell reagieren. Insbesondere im Strombereich, wo der Handel noch bis wenige Minuten vor der eigentlichen Lieferung möglich ist, steigert ein erhöhtes kurzfristiges Handelsvolumen die Komplexität des Fahrplanmanagements und erhöht das Risiko von Inkonsistenzen – oder noch schlimmer: Die Durchlaufzeit durch die interne IT-Landschaft kann Akteure dazu zwingen, den Handel früher zu beenden, als es eigentlich notwendig wäre, nur um alle erforderlichen nachgelagerten Prozesse rechtzeitig durchführen zu können.

Handel auf der Überholspur

Eine neue Art von Software bietet dafür eine Lösung: die Automated Trading Platform. Diese ersetzt das ETRM-System nicht, übernimmt jedoch bestimmte Schlüsselfunktionen, die sich auf den kurzfristigen Handel beziehen (Day-Ahead, Intraday / Within-Day sowie kurzfristige Forwards). Sie können sich ein ETRM-System wie einen Lastkraftwagen vorstellen: Er kann große Mengen über längere Strecken transportieren, ist dabei aber langsam.

Eine Automated Trading Platform ist dagegen ein Formel-1-Rennwagen. Ein solches System muss drei Kernfunktionen erfüllen:

  • Algorithmischer Handel: Intelligentes, automatisierte Orderplatzierung, -betreuung und -ausführung zur Durchführung von Handelsstrategien, um bestimmte Geschäftsziele zu erreichen
  • Fahrplan- und Bilanzkreismanagement: Vollautomatische Bilanzierung und Kommunikation mit dem TSO und anderen Marktteilnehmern, um sicherzustellen, dass die verkaufte Leistung wie geplant geliefert wird
  • Asset Management: Leistungsfähiges Zeitreihenmanagement, optimiert für den Umgang mit Asset- und Marktdaten wie Portfoliostruktur, Dispatch, Einschränkungen, Prognosen usw.

Diese drei Funktionen bilden das Rückgrat von Handel und Dispatching, und sie sind am effektivsten, wenn sie auf einer einzigen Plattform bereitgestellt werden. Weitere wichtige Einflussgrößen sind Wetter- und Produktionsprognosen für erneuerbare Energien oder die physikalische Optimierung für eine optimierte Fahrweise steuerbarer Anlagen.

Darüber hinaus sind Schnittstellen zu den gewünschten Börsen und brokerbasierten OTC-Märkten erforderlich. Außerdem bedarf es Schnittstellen zum ETRM-System, sowie zu einem SCADA-System, um die aus dem Kurzfristhandel resultierenden Vorgaben in der Produktion umzusetzen.

Über die Ziellinie rasen

Durch die Automatisierung des gesamten kurzfristigen Handelsprozesses erhalten Energieunternehmen einen großen Wettbewerbsvorteil. Im heutigen schnelllebigen Energiemarkt ist Geschwindigkeit von entscheidender Bedeutung. Automatisierung übernimmt die Routineaufgaben und Aufgaben, die rasche Reaktionen erfordern. Ein Handelsalgorithmus ist beim Erkennen und Abschließen von Geschäften immer schneller als ein Mensch. Mit Hilfe des integrierten Fahrplanmanagements wird anschließend die korrekte Lieferung sichergestellt.

Jürgen Mayerhofer, Visotech-Geschäftsführer

Der automatisierte Handel erfordert jedoch weit mehr als eine Börsenschnittstelle und eine schnelle Ausführung von Orders. Das System muss intelligent genug sein, um eine Handelsstrategie auszuführen, welche die Unternehmensziele erfüllt, und sich dabei flexibel an die Veränderungen des Marktes anpassen lässt. Um effektiv zu sein, sind außerdem schnelle Schnittstellen zu bestimmten vor- und nachgelagerten Geschäftsprozessen erforderlich. VisoTech hat das wachsende Bedürfnis nach einer solchen Lösung erkannt und ist der erste Softwareanbieter, der sich auf die Automatisierung des gesamten kurzfristigen Energiehandelsprozesses konzentriert.

Mit einer solchen Plattform können Energieunternehmen unterschiedlichste Handelsstrategien verfolgen. Mit diesen lassen sich offene Positionen zum bestmöglichen Preis schließen, durch die Vermarktung von Flexibilitäten zusätzliche Gewinne generieren, Speicherkapazitäten nutzen, um Time-Spreads auszunutzen, oder durch Prop Trading den Gewinn steigern. Geschäftsprozesse werden so effizienter gestaltet.

www.visotech.com

Quelle: Visotech

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