Schlaues Wohnen – schlaue Netze

von Thomas Buchbauer

Schlaues Wohnen ist voll im Trend. Denn es hilft Energie sparen und setzt auf Sonne, Wind und Biogas. Auf der IFA, Messe für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte in Berlin (2. bis 7. September), ist das Smart Home zum Greifen nah: Besucher können in einem intelligenten Haus Probe wohnen, Gerätehersteller wie Miele und Bosch präsentieren Waschmaschinen und Trockner, die sich von alleine an und ausschalten, je nachdem ob der Strom teuer ist oder nicht und die Deutsche Telekom stellt neueste Entwicklungen bei den intelligenten Gas- und Stromzählern des Herstellers Landis+Gyr vor.

Solche intelligenten Zähler sind die Kommunikationsdrehscheibe im intelligenten Haus. Sie übermitteln Verbrauchsdaten an den Versorger und Informationen über beispielsweise neue Tarife an den Haushalt. Verbraucher können so direkt via Touchscreen flexibel zwischen verschiedenen Tarifen wechseln. Und die Waschmaschine erkennt, wann der Strom am günstigsten ist…

Welchen Nutzen haben intelligente Haushaltsgeräte für den Verbraucher? Und was brauche ich, um meinen Strom intelligent zu nutzen? Ein Experte gibt Auskunft:

Das »Smart Home« wird Realität. Was passiert, wenn meine Waschmaschine oder der Kühlschrank mit dem Internet kommunizieren? Was bringt mir das?
Dr. Peter Heuell, Geschäftsführer von Landis und Gyr: In Zukunft werden die Strompreise viel stärker schwanken, als dies heute noch der Fall ist. Der Grund: Die Menge an produzierter Sonnen- und Windenergie variiert je nach Wetterlage erheblich. Da ändert sich auch der Preis. Bereits seit Anfang 2011 sind die Energiedienstleister verpflichtet, Tarife anzubieten, die einen Anreiz zur Energieeinsparung bieten. Über das deutlich breitere Tarifangebot können sich die Verbraucher jetzt schon ihr individuelles und dem eigenen Lebensrhythmus angepasstes Tarifpaket schnüren. Die neuen Haushaltsgeräte helfen dabei, diese Tarife zu nutzen, indem sie z. B. im Internet erkennen, wann der Strom am günstigsten ist und sich selber an und ausschalten.

Die smarte Stromnutzung hat also vor allem finanzielle Vorteile?
Heuell: Nicht nur. Durch die Verschiebung des Verbrauchs werden auch die Netze stabil gehalten. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass diese bei starker Sonne und kräftigem Wind überlastet werden und es im schlimmsten Fall zu Stromausfällen kommt. Die intelligente Nutzung des Stroms ist also auch eine Frage der Stromsicherung in unserem Land. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass wir unsere Stromnetze intelligent machen.

Was bedeutet es, wenn ein Stromnetz intelligent ist?

Heuell: Ein intelligentes Netz – es wird auch Smart Grid genannt – erkennt, wann wo wie viel Strom verbraucht und produziert wird. Es integriert all die vielen Photovoltaik- und Biogasanlagen und Windräder, aber auch Elektroautos, die in Zukunft wichtige Stromspeicher werden. Das »Smart Grid« ist die Voraussetzung für die intelligente Stromnutzung der Zukunft.

Wie wird das Netz denn intelligent?

Heuell: Zentraler Baustein der smarten Infrastruktur ist ein »Smart Meter« – der intelligente Stromzähler. Mit Smart Metern können Energiedienstleister Daten über den aktuellen Stromverbrauch ihrer Kunden in Echtzeit ablesen. Die Verbraucher wiederum können via »home display«, Internet oder Mobilfunk Informationen über Verbrauchsentwicklungen, Einsparmöglichkeiten und aktuelle Tarife erfahren. Einfache Stromleitungsnetze werden auf diese Weise zu komplexen Kommunikationskanälen ausgebaut.

Herr Dr. Heuell, vielen Dank für das Gespräch!

Was sagt der deutsche Gesetzgeber?

Die EU hat entschieden, dass 2020 80 Prozent aller Haushalte mit intelligenten Stromzählern ausgestattet sein sollen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat auch die deutsche Bundesregierung die Vorgaben für den Einbau der neuen Messtechnik jetzt ausgeweitet. Pflicht ist bei unserem Nachbarn somit der Einbau in Zukunft nicht nur in Neubauten sowie bei Totalsanierungen. Auch alle Anschlüsse mit einem Jahresverbrauch von 6.000 Kilowatt müssen mit Smart Metern ausgerüstet werden. Das entspricht einem 4-Personen-Einfamilienhaus mit hohem Strombedarf.
Nutzer eines Smart Meter haben nach der der gerade in Kraft getreten Novelle des deutschen Energiewirtschaftsgesetzes außerdem Anspruch auf „[…] eine monatliche Verbrauchsinformation, die auch die Kosten widerspiegelt“. Alle Verbraucher können eine monatliche, vierteljährliche oder halbjährliche Abrechnung bei ihrem Versorger einfordern. Letztere sind zudem verpflichtet, Tarife anzubieten, die das Einsparen von Energie unterstützen.

 

Wer übernimmt in Deutschland die Kosten für den Einbau?

Bei einem verpflichtenden Einbau übernimmt der Netzbetreiber die Kosten. Welche Miete für die Messeinrichtung im Weiteren erhoben wird, unterliegt wie bisher bei den mechanischen Ferraris-Zählern der Kontrolle durch die Bundesnetzagentur. Entscheidet sich der Kunde aber aus freien Stücken für die Umstellung, muss er – zumindest theoretisch – auch die Kosten hierfür tragen. Doch viele Versorger sind durchaus gewillt, zur besseren Kundenbindung, einen Teil der Kosten zu übernehmen oder sogar die gesamte Umstellung zu finanzieren. Verbraucher sollten also den erstarkten Wettbewerb im Energiemarkt für sich nutzen und verschiedene Angebote einholen.

 

Die neue Zählergeneration

Im Gegensatz zum klassischen analogen Zähler (»Ferraris-Zähler«) bieten die neuen Messgeräte den Verbrauchern jederzeit einen genauen Überblick über den laufenden Energieverbrauch. Über ein Display am Zähler – wahlweise ergänzt durch ein so genanntes In-Home-Display oder ein Onlineportal – werden sowohl die aktuellen als auch die historischen Verbrauchswerte angezeigt. Ziel ist die absolute Transparenz des Energiekonsums für den Verbraucher und – in der Folge – eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz.
Landis und Gyr bezeichnet den E350-EDL21 als Multitalent. Er kann die Messdaten auf verschiedenen Wegen an den Energiedienstleister senden: Über Powerlinecarrier (PLC), GSM/ GPRS oder sogar per Ethernet in Echtzeit. Die jeweils notwendigen Kommunikationsmodule lassen sich einfach austauschen. Und der Zähler erfasst nicht nur den Strom-, sondern ebenso den Gas-, Fernwärme- und Wasser-Verbrauch – solche Multi-Energie-Lösungen macht das Energiesparen noch effizienter.

Probewohnen

ZVEI: Sonderfläche Halle 11.1, Stand 6 www.zvei.org
Deutsche Telekom: Halle 6.2 www.telekom.com

Intelligente Haushaltsgeräte

Bosch und Siemens: Halle 3.1/ 101
www.bsh-group.de

Intelligente Stromzähler

Deutsche Telekom: Halle 6.2 / 101
und
Landis+Gyr www.landisgyr.com

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