Neues Siteco-Lichtbandsystem in Kombination mit Software und Datenmanagement:

„Lichtqualität ist unsere DNA“

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Mit dem neuen Lichtbandsystem »Licross« bringt Siteco, ein Tochterunternehmen von Osram Lighting Solutions, mehr als nur Licht auf den Markt. In Verbindung mit dem Sensorportfolio, der integrierten Lichtsteuerung und der Offenheit zum cloudbasierten Datenmanagement können künftig viele Daten gesammelt, analysiert und visualisiert werden. Alle Infos gibt’s im i-Magazin-Interview!

Als ganzheitliche Lichtlösung soll Licross moderne Industrieunternehmen dabei unterstützen, ihre Produktionsprozesse zu optimieren und ihre betriebliche Effizienz steigern. In das Lichtbandsystem können unter anderem Sensoren zur Überwachung der Umgebungsbedingungen oder zur tageslichtabhängigen Lichtsteuerung integriert werden. Vom Überblick über Ressourcen wie Anlagen, Energie und Mitarbeiter über Informationen zum Wartungszustand bis hin zu Auskünften der Umgebungsbedingungen sowie Bewegungs- und Nutzungsprofilen in einer Halle (Heatmapping) werden viele Features geboten. Wir haben uns mit Sebastian Glunz, CEO Siteco Österreich GmbH und Rainer Wrenger, Application Manager Industry bei Siteco Beleuchtungstechnik GmbH Traunreut, zum Leuchten-Talk getroffen.

Meine Herren, für welche Anwendungsfelder ist das neue Lichtbandsystem Licross?

Rainer Wrenger: Im Gegensatz zum Vorgängermodell ist Licross kein reines Industrieprodukt mehr. Betreffend Robustheit, Umgebungstemperatur und mechanische Belastung ist Licross zwar als industrietaugliches LED-Lichtbandsystem konzipiert, aber es ist auch sehr formschön und findet daher auch in anderen Bereichen Anwendung. Wir haben für das System mit dem Design-Büro Kiska in Salzburg zusammengearbeitet, um es auch in repräsentativen Bereichen einsetzen zu können. Das war uns sehr wichtig. Natürlich müssen aber auch die lichttechnischen Merkmale mitspielen. Wenn man ein Lichtbandsystem in der Schule, im Büro oder im Verkaufsbereich einsetzt, gilt es bspw. höhere Anforderungen an die Entblendung zu erfüllen als in einer klassischen Produktionshalle. Und mit diesem Baukastensystem ist es uns gelungen, all diese Bereiche abzudecken.
Sebastian Glunz: Die Applikationsfelder sind also schon Industrie, durchaus auch bis zur Schutzart IP64. An der anderen Seite der Skala haben wir aber auch ein System, das Retail-tauglich ist und im Verkaufsraum, Museum oder Ausstellungshallen eingesetzt werden kann. Darüber hinaus gibt es noch ein System, das wirklich für die Schule konzipiert ist. Das heißt, eine Klassenraumbeleuchtung mit Wallwasher für die Tafel und Human-Centric-Lighting-Funktion.

In der Pressemeldung zu Licross wurden bisher noch keine elektrotechnischen bzw. lichttechnischen Werte verkündet. Können Sie den Informationsstand in diesem Punkt ergänzen?

Rainer Wrenger: „Unser Leitgedanke ist ganz klar die Lichtqualität. Nichtsdestotrotz sind Vernetzung, IoT und Lichtmanagement wichtige Themen, die wir auch berücksichtigt haben.“

Wrenger: Aufgrund der neu konzipierten Lichttechnik für die linsen- und prismenbasierten Leuchtentypen, sind wir in der Lage, Räume und Industriehallen bzw. die Flächen mit höheren Beleuchtungsstärken auszuleuchten, um gewisse Aufgaben gut, ermüdungsfrei und ohne Fehler durchführen zu können. Dafür muss aber eben auch die Blendungsbegrenzung der Leuchte mitspielen. UGR 22 ist ein guter Wert für Produktionsbedingungen, der bisher allerdings nur mit Leuchten erreicht wurde, die geringere Lichtmengen abgeben – je höher der Bemessungslichtstrom, desto höher der UGR-Wert. Die Kunst ist es, den UGR-Wert bei höheren Bemessungslichtströmen für höhere Beleuchtungsstärke in den Griff zu bekommen. Das haben wir mit Licross geschafft. Wir können 9.000 lm zur Verfügung stellen mit einem UGR-Wert von 22. Darüber hinaus erfordern bspw. Produktionsbereiche mit hoher Anforderung an die Sehaufgabe UGR-Werte, die im Büro oder in der Schule üblich sind – UGR 19. Für diese Anwendungszwecke haben wir alle Licross Leuchten so konzipiert, dass wir mit angepassten Lichtströmen bei linsen- und prismenbasierter Lichttechnik UGR-Anforderungen realisieren können. Das sind tolle Werte, die so keiner hat. Darüber hinaus sind wir mit Licross im Bereich von 100.000 Stunden Bemessungslebensdauer. Bisher waren 50.000 bis maximal 70.000 Stunden übliche Werte.

Welche Features bringt Licross mit?

Wrenger: Wir haben eine bis zu 14-polige Durchverdrahtung, wo wir zwei unabhängige DALI-Linien und zusätzlich zwei Notnetze im Lichtband führen können. Mit dem neuen Kontaktierungsblock kann für jede Leuchte flexibel das jeweilige Notnetz oder die betreffende DALI Linie einfach ausgewählt werden. Je nach Anforderung bringt Licross die Lichtsteuerung aber bereits vorkonfiguriert mit. Der Elektroinstallateur muss die Leuchten lediglich an der richtigen Position in die Tragschiene einsetzen und mit den Hebeln verriegeln – komplett werkzeuglos. Für Produktionshallen mit Dauernutzung haben wir eine sogenannte Lichtstromnachführung CLO (Constant Lumen Output) integriert. Das heißt, die Leuchte regelt den physikalisch bedingten Lichtstromrückgang, den jede LED-Lichtquelle hat, selbständig und ohne Einfluss der Umgebungstemperatur nach. Für Lagerbereiche mit temporärer Nutzung haben wir Sensormodule, die einfach in die Tragschiene hineinsetzt werden und automatisch über DALI mit den Leuchten vernetzt sind.
Glunz: CLO sollten wir an dieser Stelle vielleicht kurz erläutern: Die LEDs altern mir ihrer Lebensdauer. Das heißt sie nehmen an Lichtstrom ab – zuerst langsam, dann immer schneller. Wenn man eine Lichtplanung macht, möchte man auch in zehn Jahren noch eine normgerechte Beleuchtung. Eine Möglichkeit ist es, von Anfang an überzudimensionieren, wodurch mehr Energie verbraucht wird als nötig. Unsere Leuchten sind jedoch so konzipiert, dass sie über die gesamte Lebensdauer genau den benötigten Lichtstrom bringen und dadurch Energie sparen.

Das Lichtbandsystem ist mittlerweile mehr als Licht: Für den Betreiber können zahlreiche Daten generiert werden. Was genau ist unter Daten zu Energieverbrauch und Wartungszustand der Beleuchtungsanlage zu verstehen?

Wrenger: Ein wichtiger Bestandteil jeder LED-Leuchte ist der LED-Treiber, also die Elektronik, die das LED-Modul mit Energie versorgt. Es ist ein Trend, diese Treiber mit immer mehr Intelligenz – über die Steuerung hinaus – auszustatten. Wir arbeiten mit Treibern der neuesten Generation, bei denen gewisse Dinge in Vorbereitung, aber noch nicht geöffnet, sind. Die können aber auch auslesbar gemacht werden und da sind Werte wie Dimmstellung, momentaner Energieverbrauch, Betriebsstunden und Betriebszustand der Leuchte, je nach Nutzung könnte auch Temperatur, oder andere anwendungsrelevante Werte ein Thema sein.
Glunz: Wir haben auf der Light + Building einen Showcase in einem industriellen Umfeld gezeigt, bei dem die Betriebsstunden der LED-Treiber ausgelesen wurden. Dabei haben wir vorgeführt, wie wertvoll »predictive maintenance«, also vorausschauende Wartung, ist. Wenn man eine Leuchte auswechselt, stellt das System auch Informationen über den Zustand der Leuchten im Umfeld zur Verfügung. In Fällen, wo ein Produktionsstillstand z.B. 50.000 € pro Minute kostet, kann man viel Zeit und dementsprechend Geld sparen, wenn man Leuchten, die sich ebenso dem Ende ihrer Lebensdauer neigen, mit austauscht.

Kritiker derartiger Systeme meinen, die Beleuchtung »verkommt« einerseits zum Datensammelsystem und andererseits rückt die Qualität des Lichts an sich immer mehr in den Hintergrund. Was entgegnen Sie derartigen Behauptungen?

Wrenger: Bei uns ist eine ganz starke Lichtqualität-DNA verankert. Wir haben das erste Lichtbandsystem 1975 auf den Markt gebracht und diese langjährige Erfahrung mit den Möglichkeiten, die die LED bietet, in das neue Lichtbandsystem Licross einfließen lassen. Der Leitgedanke ist also ganz klar die Lichtqualität. Nichtsdestotrotz sind Vernetzung, IoT und Lichtmanagement wichtige Themen, die wir auch berücksichtigt haben. Auf die Qualität des Lichts hat das allerdings keinerlei Einfluss.
Glunz: Wir wollen unseren Kunden Lichtlösungen anbieten. Darunter verstehen wir ganzheitliche Systeme, die einen Nutzen erzeugen. Wenn wir ein Lichtbandsystem in einer Industriehalle einbringen, schaffen wir da eine Infrastruktur. Das heißt, wir bringen Leitungen über den Maschinen und Lagerflächen an. Was liegt da näher, als einen WLAN-Access-Point hineinzusetzen oder Heatmapping zu machen, um zu sehen, wie die Nutzungsprofile von dem Raum sind und auch andere Funktionen darüber zu steuern? Aber Licht ist natürlich trotzdem der Fokus. Licross ist betreffend Lichtqualität definitiv ein weiterer Fortschritt.

Sebastian Glunz: „Es gibt tolle Studien, die den Nutzen und die positiven Auswirkungen von Human Centric Lighting belegen. Das ist einer der wichtigsten Themen der nächsten Jahre.“

Wie sicher sind diese Daten?

Glunz: Grundsätzlich stellen wir »nur« die Technologie zu Verfügung. Natürlich ist es möglich, eine anonyme Auswertung zu machen, wie viele Mitarbeiter sich auf der Fläche bewegen. Wenn man ein System mit Präsenzsensoren in ein Büro hängt und dazu ein zentral geschaltetes System hat, ist das allerdings sogar personenbezogen möglich. Natürlich spricht man mit dem Betriebsrat und dem Datenschutzbeauftragten im Unternehmen. Die Thematik ist sensibel und wird natürlich von uns auch mit den Kunden und den IT-Experten im Unternehmen besprochen.

Human-Centric-Lighting-Lösungen waren anfänglich der Bürobeleuchtung vorbehalten. Dringen derartige Systeme nun in alle Bereiche unseres Lebens vor und was bringen sie tatsächlich?

Wrenger: Produktionshallen haben nicht so viel Tageslichteinfall wie Büros, weshalb HCL dort aus unserer Sicht sogar eine noch größere Rolle spielt. Licht ist ein enorm wichtiger, essenzieller Bestandteil für unsere Produktivität sowie unser Wohlbefinden und in den Produktionshallen gibt es kaum Tageslicht. Bei den Kunden hat sich das aber noch nicht durchgesetzt. Das Thema muss noch mehr in das Bewusstsein der Entscheider vordringen. Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter sind immer noch die wichtigsten Güter. Hier geht es jetzt darum, die ersten Referenzprojekte inklusive Mitarbeiterbefragung durchzuführen und dann wird es sich auch breiter in der Fläche durchsetzen.
Glunz: Es gibt tolle Studien, die den Nutzen und die positiven Auswirkungen von HCL in Schulen und Alten- bzw. Pflegeheimen belegen. Erst heute habe ich gehört, dass ein namhaftes Industrieunternehmen aus der Automobilindustrie eine Studie zu HCL in der Produktionsumgebung macht. Das ist eines der wichtigsten Themen der nächsten Jahre.

Was kann die Lichtsteuerung des Licross Systems, was Systeme anderer Hersteller nicht können?

Glunz: Das Licross-Steuerungskonzept beinhaltet Sensoren mit integriertem Lichtcontroller, die flexibel und frei skalierbar in die Tragschiene eingesetzt werden können – hierdurch steuert sich das System quasi selbst. Die Steuerung ist dabei mit einer Basisfunktionalität ausgerüstet, die im Bedarfsfall durch eine Konfigurations-App an die jeweilige Nutzung einfach angepasst werden kann. Für größere, vernetzte Lösungen ist das System in gängige Gebäudesteuerungen wie KNX oder Systeme von Wago oder Beckhoff auch für cloudbasiertes Datenmanagement integrierbar.

Gibt es schon ein erstes Feedback? Wie reagieren die Kunden auf Licross?

Wrenger: Wir haben auf der Light + Building mit ausgewählten Kunden Gespräche über die Möglichkeiten von Licross geführt. Bei uns im Werk haben wir auch ein Lichtforum, wo wir regelmäßig mit Kunden die Anwendungsmöglichkeiten von Licht diskutieren und Schulungen durchführen. Das Feedback ist bisher sehr positiv. Jedes Gespräch bestärkt uns eigentlich darin, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind.
Glunz: Nicht nur im Industriebereich gab es gute Rückmeldungen, auch im Retail-Bereich sind die Kunden sehr positiv gestimmt. Dort wird es in der nächsten Zeit einige Projekte geben.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Weitere Informationen: www.siteco.com www.osram.at/ls

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