Keine einfache Wahrheit

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Licht bestimmt nicht nur unseren Tagesrhythmus, es hat auch einen wesentlichen Einfluss auf unser Befinden und damit auf unsere Arbeitsleistung. »Moderne« Arbeitgeber haben das erkannt und richten ihre Produktionsstätten oder Büroräume danach aus. Letzteren widmete die Lichttechnische Gesellschaft Österreich ein Basisseminar, um „Wissen aufzubauen, das es ermöglicht, Lichtlösungen untereinander vergleichen und seriös bewerten zu können, um so Planer im Fachgebiet Licht zu stärken.“

Am Anfang des Seminartages war nicht das Licht, sondern die obligatorische Vorstellung der LTG durch Vorstandsvorsitzenden Peter Seibert, die nun zum fixen Bestandteil jeder LTG-Veranstaltung werden soll, um den Bekanntheitsgrad der Lichttechnischen Gesellschaft zu erhöhen. Denn „in der Vergangenheit haben wir es oft versäumt, ein wenig Eigenwerbung zu machen, daher haben wir jetzt eine kleine Präsentation vorbereitet, die das in Zukunft ändern soll“, versprach Seibert bei dieser Gelegenheit.

DI Horst Pribitzer befasste sich als erster Redner zuallererst mit den organischen Grundlagen des Sehens, denn gerade im Innenbereich ist die Wahrnehmung des Lichts entscheidend. Anschließend widmete sich der Messtechnik-Experte seinem Spezialgebiet: „Es wird in der Regel sehr viel über die Beurteilung von Grenzwerten, aber sehr wenig über die Messungen dahinter gesprochen.“ Dabei spielt die Genauigkeit von Messgeräten eine entscheidende Rolle, denn auch hier gibt es Stärken und Schwächen, die berücksichtigt werden müssen. Bei Ausschreibung sollten daher Messunsicherheiten immer berücksichtigt werden, die jedes Gerät mehr oder weniger aufweist. Bei der Wahl des Messgerätes sollte also auch nicht gespart werden und von Handy-Apps sollte man als Professionist ohnehin die Finger lassen!

Auf die verschiedenen Leuchtmittel einzugehen, war anschließend die Aufgabe von Ing. Markus Jachs: „Der Mensch ist durch das Tageslicht an vollspektrales Licht gewöhnt. Wenn da etwas fehlt, leidet darunter das Wohlempfinden. Bei der LED wurde daher ein enormer Aufwand betrieben, um wieder das Lichtspektrum der Glühbirne zu erlangen.“ Dieser Stand der Technik wurde mittlerweile erreicht, mit dem Ergebnis, dass Licht nun gemütlich, aber auch energiesparend genossen werden kann. Dennoch riet Sachs dazu, sich nicht durch „wohlklingende Namen, wie etwa »special red«, oder dergleichen »einlullen« zu lassen. Die einzig relevanten und aussagekräftigen Informationen erhält man nur aus dem Datenblatt, das man als verantwortungsvoller Planer immer lesen sollte!“ Auch vor dem »Schmäh« von der kalten LED warnte Jachs, denn auch LED-Leuchten und -Leuchtmittel können im Betrieb mitunter hohe Temperaturen erreichen, was einen großen Faktor für die Langlebigkeit darstellt.

Einem wesentlichen Bestandteil jeder Arbeitsstättenbeleuchtung widmete sich Mag.(FH) Ing. Josef Hofmeister, der Not- und Sicherheitsbeleuchtung. Gerade in Arbeitsstätten ist die Notbeleuchtung nicht einfach zu integrieren, da oftmals von unterschiedlen Sichtweisen und Anforderungen, etwa vom Arbeitsinspektorat, ausgegangen wird. Auch in die moderne Architektur sind Not- und Sicherheitsleuchten mitunter nicht so einfach zu integrieren. Allerdings gibt es auch auf diesem Sektor der Lichttechnik bereits eine große Auswahl unterschiedlicher Produkte mit unterschiedlichen Designs, Lichtstärken oder Farbwiedergaben – eine Anpassung an die Architektur

sollte also, bei ausreichender Beschäftigung mit der Materie, kein Problem mehr sein. Hofmeister plädierte dabei auch für die Installation einer »intelligenten« Notbeleuchtung, die sich nach den Anforderungen des Nutzers bzw. Betreibers flexibel anpassen lässt. Das bedeutet zwar eine minimale Investmenterhöhung, ergibt aber niedrigere Betriebskosten, eine einfachere Wartung und ein übersichtlicheres Instandhaltungsmanagement.
„Wenn wir in der Beleuchtungsbranche von effizienten Leuchtmitteln sprechen, dann sprechen wir de facto von LED“, stellte Thomas Hellweg gleich zu Beginn seines Vortrages, der sich ganz Einsparpotenzialen effizienter Leuchtmittel in der Praxis widmete, fest. An umfangreichen Planungsbeispielen für Gang oder Büro rechnete Hellweg dann, abseits ideologischer Prägung, im Detail vor, was wirklich eingespart werden kann – Amortisationszeiten und das zusätzliche Sparpotenzial durch Lichtsteuerungsmaßnahmen inklusive. Dieses Potenzial reicht nach Hellweg, je nach Technologie, von 30 % (Anbauleuchten) bis zu 75 % (Einbaustrahler).

In Österreich ist die Beleuchtung von Arbeitsstätten in der ÖNORM EN 12464 geregelt, die zwar nicht gesetzlich verbindlich ist, aber den Stand der Technik repräsentiert. In diesem Zusammenhang empfahl Gudrun Schach den ZVEI-Leitfaden »Planungssicherheit in der LED-Beleuchtung«. Dieser Leitfaden gibt die neuesten technischen Normen wieder und bietet eine einheitliche Sprachregelung für Hersteller und Lichtanwender. Bei all den Normen und Berechnungen sollte man aber nicht die tatsächliche Wahrnehmung außer Acht lassen. „Auch wenn wir von der LED-Technologie begeistert sind, dürfen wir nicht vergessen, darauf zu achten, was das Licht mit einem Raum macht.“ Denn es bleibt, laut Schach, immer zu bedenken, dass es „bei der Wahl der Lichtfarbe keine einfache Wahrheit gibt. Lichtwahrnehmung bleibt auch immer ein persönlicher Eindruck!“ Gunther Ferecsin, der letzte Vortragende an diesem Tag, fasste noch einmal aktuell zum Einsatz kommende Technologien und Leuchtmitteltypen zusammen. Dann präsentierte er in beeindruckenden Bildern eine Reihe von Projekten, die zeigen, was eine durchdachte Lichtplanung auch aus altehrwürdigen Räumlichkeiten, wie etwa dem Apothekertrakt im Schloss Schönbrunn, machen kann.

Abgerundet wurde das Seminar mit einer Projektbesichtigung des Vienna DC Towers, dem höchsten Büroturm Österreichs von Architekt Dominique Perrault, um den Teilnehmern das Zusammenspiel von Licht und Architektur vor Ort veranschaulichen zu können.

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