Fluchtgefahr

von Thomas Buchbauer
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Auf der Security 2012 in Essen wird die Siemens-Division Building Technologies erstmals einer breiten Öffentlichkeit den Prototypen einer Simulationssoftware für Evakuierungen präsentieren. Die Software, die gemeinsam mit Siemens Corporate Technology (CT) entwickelt wurde, dient dazu, verschiedene Evakuierungsszenarien zu testen. Dazu gehören beispielsweise folgende Fragestellungen: Wie ändern sich das Fluchtverhalten und die benötigte Zeit unter verschiedenen äußeren Einflüssen? Wie kann die Evakuierungsdauer verkürzt werden? Wo entstehen im Evakuierungsablauf Knotenpunkte und Engpässe und wie lassen sich diese verhindern?

Das Verhalten einer großen Menschenmenge zu berechnen, ist eine komplexe Aufgabe. Menschen gehen unterschiedlich schnell und halten zu Begleitern weniger Abstand als zu Unbekannten. Meistens streben sie in verschiedene Richtungen. Analysiert man jedes Individuum und seine Interaktion mit allen anderen, sprengt dies schnell die Rechenkapazität von Computern. Um dieses Problem zu lösen, unterteilten die Siemens-Forscher Räume in einzelne Zellen, die dem Platzbedarf eines Menschen entsprechen. Das Verhalten der leeren und besetzten Zellen beschrieben sie durch eine Art Kraftfeld. Dabei wirken Gegenstände, etwa Säulen oder Pflanzen, grundlegend anders als Menschen, und auch Mitglieder einer Gruppe verhalten sich anders als einzelne Personen.

Auf diese Weise lässt sich das Gehverhalten von tausenden Personen rund zehnmal schneller
berechnen, als sie sich in Echtzeit bewegen. Mit realen Informationen – beispielsweise aus
Überwachungskameras – gekoppelt, kann die Software die Bewegung von Menschenmassen
sogar vorhersagen. So lassen sich kritische Situationen vermeiden, indem extreme Menschenaufläufe durch gezielte Interventionen verhindert werden. Einsatzkräfte gewinnen so mehr Zeit zum Eingreifen. Künftig könnte die Software in Gebäudeautomatisierungs- und Intelligent-Response-Systeme integriert werden, um über die proaktive Steuerung verschiedener Gewerke den Ablauf von Evakuierungen direkt zu beeinflussen.

In der Prävention kann die Software ebenfalls von großem Nutzen sein, indem sie durch Simulationen aufzeigt, wo bei einer Evakuierung Engpässe entstehen. Häufig können diese durch bauliche Maßnahmen entschärft werden, beispielsweise durch die geschickte Platzierung von Säulen und Geländern zur Entflechtung der Menschenmenge oder durch Erweiterung von Treppenhäusern und Türen.

www.siemens.com

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