Bedeutung der Elektro- und Elektronikindustrie weiter gestiegen:

Fels in der Brandung

von Thomas Buchbauer

Die Corona-Krise hat gezeigt, welche Bedeutung die Elektro- und Elektronikindustrie für die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit in Krisensituationen hat und welches Potenzial in ihr steckt, wenn es um die Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich geht. „Trotzdem“, so Lothar Roitner, Geschäftsführer des FEEI, „befanden wir uns in einer Ausnahmesituation.“ Roitner präsentierte vor dem i-Magazin-Mikro schließlich die Branchenzahlen aus dem Jahr 2019. „Die Entwicklung ist flacher verlaufen als die Jahre zuvor. Die Branche verzeichnete ein nominelles Minus von 1,4 % und die Umsätze gingen um 3,9 % zurück. Trotzdem stiegt die Beschäftigungszahl im gleichen Zeitraum um 2,6 % an. Wir erklären diese Entwicklung damit, dass Digitalisierung Jobs schafft und nicht vernichtet – diese Zahlen sind auch der eindrückliche Beweis dafür.“ Einen Ausblick für 2020 und die Folgen aus der aktuellen Krise sind laut Roitner derzeit nicht absehbar.

Hoffnungsschimmer

„Die Digitalisierung all unserer Lebensbereiche macht die Elektro- und Elektronikindustrie zur Schlüsselbranche – sie bietet die technologischen Lösungen, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu bewältigen“, ist man beim FEEI überzeugt.

Trotzdem – die weltweiten Folgen der Corona-Pandemie hat auch die heimische Wirtschaft hart getroffen und aktuell ist noch nicht genau absehbar, wie sich diese Pandemie auf die Elektro- und Elektronikindustrie auswirken wird. „Die von der Bundesregierung gesetzten Maßnahmen waren wesentlich, um den Wirtschaftskreislauf zu stärken und die Industrieproduktion als Grundlage der Versorgungssicherheit und des wirtschaftlichen Aufschwungs Österreichs zu erhalten“, betonte Wolfgang Hesoun, Obmann des FEEI. Er meinte auch, dass die Maßnahmen der Regierungen als alternativlos zu sehen sind – sie allerdings auch schwere Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. „Die Elektro- und Elektronikindustrie hat die Möglichkeiten der Kurzarbeit nutzen können, wobei das beim AMS gemeldeten Potenzial nur zu rund einem Drittel ausgeschöpft wurde. Die Kurzarbeit war jedoch äußerst wichtig, um einerseits Arbeitslosigkeit und andererseits Qualitätsverluste in den Betrieben zu vermeiden. Die hohe Nettoersatzrate und die Möglichkeit, die Kurzarbeit äußerst flexibel nutzen zu können ist in Europa einmalig. Dadurch hatten wir in der Industrie sehr geringe Freistellungsquoten und gleichzeitig können wir nun auch sehr rasch wieder in die Prozesse einsteigen.“

Bei Siemens wurde durchgearbeitet

Hesoun, der als Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG Österreich einen der größten Produzenten in der Branche vertritt, berichtete, dass bei Siemens über den gesamten Zeitraum hinweg durchgearbeitet wurde: „Der einzige zeitweise schwierige Faktor waren die Zulieferindustrien – etwa als für Italien die Grenzen geschlossen wurden. Dieses Problem der Versorgung konnten wir bei Siemens durch geschickte Einkaufspolitik kompensieren.“ Hesoun wies schließlich noch darauf hin, dass es vor allem im Bereich der Liquidität noch Nachbesserungsbedarf gibt, denn „Liquiditätsengpässe führen bei Unternehmen blitzartig zur Insolvenz und damit zur Abwicklung von Betrieben – das wiederum kann in der Kette auch die Industrie treffen, wenn ihre Lieferanten nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Der Siemens-Manager forderte auch, dass Unternehmen, die derzeit durch geringe Umsätze Eigenkapital verbrauchen, gegenüber ihren Banken im Herbst die Möglichkeit gegeben werden soll, trotzdem eine positive Fortführung präsentieren zu können.

Aufträge müssen her!

Hesoun misst der Digitalisierung in der internationalen Positionierung eines Landes eine große Rolle bei. „Gerade jetzt ist daher die öffentliche Hand gefordert, Investitionen zu tätigen bzw. diese vorzuziehen. Nur so kann es gelingen, die Wirtschaft zu stimulieren.“ Er brachte es schließlich prägnant auf den Punkt: „Die billigste Form der Unterstützung ist der Auftrag!“

Möglichkeiten gäbe es zur Genüge – von der Digitalisierung der Stromnetze, der Integration von erneuerbaren Energieträgern in Energiesysteme (Speichertechnologien und Smart Grids), über den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität oder aber intelligente Verkehrssteuersysteme bis hin zum raschen Ausbau der Bahninfrastruktur. Auch sieht Hesoun die Digitalisierung im Bereich der Energietechnik als Grundlage für einen echten Klimaschutz, denn „nur mit modernen Technologien können wir die Energiewende auch schaffen.“ Eine wichtige Maßnahmen in diesem Bereich sind etwa auch Gebäudesanierungen. Hier gibt es ein enormes Potenzial, mit gezielten technischen Sanierungsmaßnahmen wie intelligenter Gebäudesteuerung, den CO2-Ausstoß zu verringern.

Ein Appell an alle

Hesoun warnte darüber hinaus vor einer zweiten Infektionswelle: „Sie wäre sowohl für die Wirtschaft als auch für den Staat als Gesamtkonstrukt absolut gefährlich. Deswegen möchte ich an alle appellieren, im täglichen Umgang miteinander diszipliniert zu handeln“, so der Obmann des FEEI abschließend.

www.feei.at

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