Energieeffizienz ist Pflicht für Rechenzentrum der Linz AG

von

„Als Energieversorger sehen wir es als unsere Pflicht, Energieeffizienz zu leben“, sagt Günter Itzinger von der Abteilung Infrastruktur & Netzwerktechnik der Linz AG Telekom, einer Tochtergesellschaft der Linz AG. „Unternehmen werden künftig genau darstellen müssen, wie sie mit der Energie umgehen. Und als Energieanbieter sind wir dazu aufgefordert, unseren Kunden beim Sparen zu helfen. Natürlich auch in unserem neuen IT- und Data Center.“ Dieses wurde nach eineinhalb-jähriger Bauzeit im Juli 2014 in Linz eröffnet und bietet auf zwei Servergeschossen 440 m2 Platz für das interne Rechenzentrum der Unternehmensgruppe Linz, aber auch für externe Kunden. Diese können über das 1.700 km lange Glasfaserkabelnetz der Linz AG Telekom mit höchster Bandbreite und wegeredundant an das IT- und Data Center angebunden werden. Die für den Endausbau geplanten 160 IT-Racks kommen vom Systemspezialisten Rittal, ebenso wie Teile der Klimalösung und die Stromverteilung ins Rack.

Für höchste Ansprüche
Der Impuls für die Planung eines neuen Data Centers kam durch die ständige Zunahme des Datenvolumens und das Bewusstsein, dass damit das Risiko von Datenverlust steigt. Durch die Zusammenlegung von insgesamt acht auf nur mehr zwei Standorte erwarten sich die Verantwortlichen nun ein zu 100 % sicheres Datenkonzept. „Außerdem sind wir am Konzernstandort in der Wiener Straße auch schon ein bisschen in Platznot geraten“, erklärt Kurt Brandstätter, Leiter Vertrieb der Linz AG Telekom und setzt fort: „Wir haben ja nicht nur für unseren internen Bedarf, sondern auch in Hinblick auf unsere Kunden erweitert. Das Thema Housing und Hosting ist ein Wachstumsmarkt und dem wollen wir gerecht werden.“ Die Linz AG Telekom spricht mit ihrem Angebot Businesskunden jeglicher Größe an. Vom Viertel-Rack bis zum ganzen Schrank, aber auch Caging-Lösungen reicht das Angebot.

Unschlagbare Kühlung
Mit einem Investitionsvolumen von rund sechs Mio. Euro wurde ein effizientes und sicheres Data Center in Urfahr errichtet, das den modernen Anforderungen an Leistung und Verfügbarkeit gerecht wird. Ein Thema, das alle Rechenzentrums-Betreiber immer intensiver beschäftigt, ist natürlich die Energieeffizienz und der damit einhergehende Begriff PUE (Power Usage Effectiveness). Damit ist die Effektivität des Stromeinsatzes gemeint und setzt den Gesamtstromverbrauch eines Rechenzentrums ins Verhältnis zum Energieanteil, der vom IT-Equipment selbst verbraucht wird. Insbesondere ältere Data Center weißen hier oft PUE Werte von 2,0 und darüber auf. „Das bedeutet rein rechnerisch, dass Sie für jedes kW, das Sie für die IT benötigen, noch ein zusätzliches kW für die Kühlung und andere Verluste mitrechnen müssen“, erläutert Günter Itzinger, der maßgeblich an Planung und Bau des neuen Rechenzentrums beteiligt war. „Der Standort hat einen unschlagbaren Vorteil: Wir können auf das Drainagewasser eines Pumpwerks der Verbund Hydropower zurückgreifen. Nur 300 m Luftlinie entfernt liegt eines dieser Werke, das das aufgestaute Grundwasser in die Donau pumpt. Dorthin haben wir eine Kühlwasserleitung mit eigener Energieversorgung für unsere Pumpen gebaut und verzichten in Folge komplett auf Kühlaggregate mit Kompressoren.“ Dank der Nutzung des Grundwassers zur Kühlung erwartet Itzinger im Vollausbau einen PUE von 1,26. Und er schätzt durch den Verzicht auf Kompressorkühlung ca. € 200.000 pro Jahr an Energiekosten einsparen zu können. Der Effekt und das Einsparungspotenzial sind enorm. „Um diese Brunnenwasserkühlung beneiden uns viele andere Data Center-Betreiber. Die Kühlung ist einfach der Kostentreiber schlechthin, was die Betriebskosten anbelangt. Wir heften uns schon auf die Fahnen, ein grünes Data Center zu betreiben. Nicht nur wegen der Photovoltaik-Fassade am IT- und Data Center“, zeigt sich der IT-Spezialist stolz.

Das kalte Wasser wird über Umluftkühlgeräte schließlich zur Kühlung der Kaltgänge eingesetzt. Diese trennen die warme und kalte Luft zuverlässig. Statt der pauschalen Abgabe von gekühlter Luft in den Raum, wird die so erzeugte Kaltluft direkt über den Kaltgang zu den Verbrauchern geführt. Das bedeutet, dass den Servern über die gesamte Rackhöhe gleichmäßig kühle Luft zugeführt wird. Weil sich die Luftströme nicht vermischen können, steigt die Effizienz des Kühlsystems bei gleichzeitiger Reduktion des Energieverbrauchs. „Das fordert allerdings Disziplin von uns, als auch vom Kunden“, erklärt Günter Itzinger. „Und da geht es nicht nur um das ordnungsgemäße Schließen der Türen, sondern auch darum, keine offenen Flächen im Rack zu haben und alles zu verblenden. Dafür stellen wir unseren Kunden auch das Material zur Verfügung.“

Langjährige Partnerschaft
Rittal war bereits in der Planungsphase als Ideenlieferant mitinvolviert. Christoph Greinstetter, Technischer Außendienst bei Rittal, war bei einigen Planungsrunden dabei und konnte als erster Ansprechpartner vor Ort interessante Produktinputs geben. „Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit Rittal zusammen. Denn für uns ist es wichtig, dass es den Schranklieferanten auch morgen noch gibt. Wir möchten in fünf Jahren ja noch den gleichen Schrank abrufen können. Auch die schnelle Verfügbarkeit der Lösungen ist wichtig, sowie die optimale Betreuung durch Ansprechpartner vor Ort. Das hat neben dem Preis auch bei diesem Projekt für Rittal gesprochen“, erklärt der IT-Spezialist der Linz AG Telekom. Insgesamt wurden 160 Rittal TS-IT Racks mit einer Tiefe von 1000 mm bzw. 1200 mm bestellt, 94 davon sind bereits aufgestellt. Die ersten Mieter sind ebenfalls schon eingezogen.

Rittal ist aber nicht nur Anbieter von Gehäusen, sondern seit vielen Jahren Systemlieferant mit einem großen Know-how, wenn es um IT-Infrastruktur geht. Stromverteilung, Klimatisierung und Überwachung gehören längst zum Repertoire. Den nächsten Schritt hat Rittal mit seinem modularen Rechenzentrum RiMatrix S gesetzt. Nach wie vor dominieren in kleinen und mittleren Unternehmen aufwändige individuelle Konzepte. Das ist nicht nur langwierig, sondern auch teuer. Trotz dieses sehr hohen Individualismus, ähneln sich viele Rechenzentren in weiten Teilen: Standard-Dienste, die auf Standard-Hardware laufen, werden über Standard-Infrastruktur mit Strom und Klimatisierung versorgt. Standardisierung ist hier eindeutig auf dem Vormarsch. Rittal hat diesen Trend erkannt und bietet mit RiMatrix S ein Baukastenprinzip mit vordefinierten Modulen aus Server- und Netzwerkschränken, Klimatisierung und Stromversorgung. Die Module sind in Ausführungen mit sechs oder neun Server-Schränken verfügbar. Mehrere Server-Module lassen sich auch zu größeren Einheiten kombinieren, sodass skalierbare Rechenzentren in einem Leistungsbereich von 20 kW bis 450 kW entstehen. Auch Itzinger findet das Thema »standardisiertes Rechenzentrum« interessant: „Hätte es RiMatrix S schon während unserer Planungsphase gegeben, hätten wir uns sicher genauer damit auseinandergesetzt.“

Zweigleisig fahren
„Die Zeiten sind vorbei, in denen man sagen konnte: Da drehen wir am Abend ein bisschen ab und erledigen dann unsere Wartungsarbeiten“, schmunzelt Günter Itzinger. „Das würde kein Kunde mehr akzeptieren.“ Daher ist die Redundanz ein zentrales Thema im IT- und Data Center Linz. Es musste alles soweit redundant ausgelegt werden, sodass man geplante Wartungen durchführen kann, ohne dass es für den Kunden spürbar wird. „Das gilt natürlich auch für einen Störungsfall“, ergänzt Itzinger. Durch das angrenzende Umspannwerk steht eine hervorragende Energieanbindung über zwei Netzebenen zur Verfügung, über die LWL-Infrastruktur ist das neue IT- und Data Center wegeredundant mit dem ersten Standort in der Wiener Straße vernetzt: „Das bedeutet, dass auch die Donau zweimal auf getrennten Trassen überquert wird“, beschreibt Itzinger die Lösung.

Die Redundanz zieht sich auch weiter ins Gebäude und wenn möglich bis zum Rack selbst. Hier wurde z.B. darauf geachtet, dass die Zuleitung der beiden Netzebenen über eine Teilung der Räume in Ost und West bis zum Schrank geschieht. Itzinger ergänzt an dieser Stelle: „Wir haben nicht nur darauf geachtet, alles zweimal zu haben, sondern es auch räumlich möglichst weit zu trennen.“

Von den zwei Stromschienen geht es weiter zu zwei Abzweigkästen, die auf eine Rittal Power Box führen. Dort sind die entsprechenden Leitungsschutzorgane verbaut, so wie sie gebraucht werden. Die Steckdosenleiste im Rack hängt vom jeweiligen Bedarf des Kunden ab. „Es war uns wichtig, dass wir die Energieversorgung im Rack möglichst standardisiert anbieten. Die installierten Stromschienen machen es uns jetzt wesentlich einfacher. Es ist nicht mehr notwendig, von einem zentralen Stromverteiler über den Doppelboden ein Kupferbergwerk zu jedem Schrank zu legen. In unserem Doppelboden ist genau das drinnen, was drinnen sein soll: Kalte Luft. Sowie natürlich das Rauchansaugsystem und die Löschgasrohre“, so der Spezialist.

Energieeffiziente Zukunft
Unternehmen werden künftig sehr genau in Energieaudits darstellen müssen, wie sie mit der Energie umgehen. Gerade die Linz AG als Energieversorger sieht sich hier in der Pflicht. Eine Vielzahl an Messpunkten im IT- und Data Center sollen helfen, den genauen Energieverbrauch deutlich zu machen. Mittels Brunnenwasser-Kühlung, Kaltgangeinhausung und durchdachten Stromkonzepten geht es Richtung energieeffizienter Zukunft.

Ähnliche Artikel

Hinterlassen Sie einen Kommentar

* Zur Speicherung Ihres Namens und Ihrer E-Mailadresse klicken Sie bitte oben. Durch Absenden Ihres Kommentars stimmen Sie der möglichen Veröffentlichung zu.

Unseren Newsletter abonnieren - jetzt!

Neueste Nachrichten aus der Licht- und Elektrotechnik bestellen.