Interview, Dietzel GmbH, April 2016

Eine Rohrvolution

von David Lodahl

 

Oliver Ferner-Prantner

Die Herausforderung der letzten beiden Jahre, die Produktion so weit zu verbessern, dass halogenfreie Elektrorohre beinahe genau so viel kosten wie herkömmliche PVC-Rohre, hat mir auch meine letzten Haare am Kopf gekostet. Aber es hat sich gelohnt!“ Dietzel-Verkaufsleiter Oliver Ferner-Prantner.
(Bild: Dietzel GmbH)

Umweltgifte sind überall, und immer mehr Menschen werden sich dieser Gefahren bewusst und versuchen, durch bewusste Produktauswahl Abhilfe zu schaffen. Gesunde Ernährung liegt im Trend, und genauso verhält es sich mit ökologischen Baustoffen. Das heißt, Baustoffe zu verwenden, die weder den menschlichen Organismus noch die Umwelt belasten. PVC war für Jahrzehnte der Standard-Kunststoff in der Elektroinstallation, ist allerdings aus brandschutztechnischen und bauökologischen Gründen nicht unproblematisch. Die Alternativen, sprich halogenfreie Rohre, waren bislang jedoch um ein Vielfaches teurer und wurden deshalb oft nicht verwendet. Dietzel Univolt hat genau hier angesetzt und kündigt uns im Gespräch eine echte Revolution an.

Das Interview führte: Thomas Graf-Zoufal
Text: Mag. Niklas Seitz

Hochwertige halogenfreie Rohre um kleines Geld – das ermöglicht nun Dietzel Univolt. Wir haben mit Dietzel-Verkaufsleiter Oliver Ferner-Prantner über die Details eben dieser »Rohrvolution« gesprochen, die aller Voraussicht nach eine klare Veränderung des Marktes bedeuten wird:

Herr Ferner-Prantner, uns sind Informationen in die Hände gefallen, wonach Dietzel eine Revolution startet. Was darf man darunter verstehen?

Oliver Ferner-Prantner: Die Vision war es, das halogen- bzw. toxinfreie Elektrorohr für alle Bauherren schmackhaft zu machen. Nicht nur für jene, die auf besondere Sicherheit im Brandfall achten müssen, wie es vor allem bei öffentlichen Bauten der Fall ist, sondern auch für jene, die auf Bauökologie und Nachhaltigkeit setzen. Das ist zunehmend auch der private Bereich. Im Grunde genommen wollen wir es allen – auch Häuslebauern, die mit jedem Euro rechnen müssen – ermöglichen, PVC auch aus ihrer Elektroinstallation herauszuhalten. Sicherheit im Brandfall ist das eine, aber seien wir uns ehrlich, wer will schon mit Rohren in der Wand leben, die im schlimmsten Fall die Luftqualität negativ beeinflussen können. Wir haben es nun ermöglicht, dass für den annähernd selben Preis auf herkömmliche Rohre, die Schadstoffe enthalten, verzichtet werden kann.

Drei Farben für drei Produkte des 3Q-Programms von Dietzel Univolt. (Bild: Dietzel GmbH)

Ein sozialpolitisches Programm von einem Rohrproduzenten also?

Ferner-Prantner: (lacht) Das könnte man fast so sagen. Durch Investitionen in unsere Produktionstechnologien sowie durch ein durchdachtes Verkaufsmodell ist es uns auf jeden Fall gelungen, den Preis von halogenfreien Rohren tatsächlich an herkömmliche PVC-Rohre anzupassen.

So eine Revolution kommt ja nicht von heute auf morgen. Was war notwendig, um dieses Ziel zu erreichen?

Ferner-Prantner: Der Hintergrund ist folgender: Ein herkömmliches PVC-Rohr (Polyvinylchlorid) enthält bis zu 52 % Chlor. Das ist nicht nur giftig, sondern bereitet auch große Probleme bei der Entsorgung. In vielen Baubereichen, sei es bei der Wandfarbe, in Lacken, in Fußböden, bei Schaltern u.v.m., wird mittlerweile bewusst auf solche schädlichen Inhaltsstoffe verzichtet, die das Raumklima belasten und entsorgungstechnisch problematisch sind – Stichwort Bauökologie. In der Elektroinstallation waren solche Maßnahmen bisher jedoch noch recht schwach ausgeprägt – zwar gab es halogenfreie Rohre, diese waren bislang aber um das Drei- bis Vierfache teurer, weil der Rohstoff Polypropylen, der bei halogenfreien Rohren eingesetzt wird, grundsätzlich 40 bis 50 % teurer ist als PVC. Daher mussten wir in den letzten beiden Jahren große Investitionen in unsere Produktionstechnologie tätigen, das Produkt in der Zusammensetzung verbessern und natürlich die Produktion schneller und effektiver gestalten. Auch der Ein- und Verkauf war von diesen Optimierungsmaßnahmen betroffen. Damit ist es uns gelungen, den Preis so sehr zu drücken, dass er nur mehr vernachlässigbar wenig höher ausfällt als der von herkömmlichen Elektrorohren.

Dietzel Univolt bietet nun mit HFXP Turbo Pro (PP) (re.) und HFXP Turbo Eco (PP), halogenfreie, biegsame und gewellte Panzerrohre für mittlere Beanspruchung zum annähernd gleichen Preis wie herkömmliche PVC-Rohre. (Bild: Dietzel GmbH)

Gibt es Bereiche, in denen man nichtsdestotrotz PVC im Rohr braucht?

Ferner-Prantner: PVC ist kein schlechter Werkstoff, und er hat uns über viele Jahre gute Dienste geleistet. Dietzel hat aber auch eine Tradition als Vorreiter bei der Einführung neuer Materialien und Technologien. Wir schrecken vor Herausforderungen und Veränderungen nicht zurück, auch nicht wenn es darum geht, einen liebgewonnenen Klassiker von seinem Podest zu stoßen – nicht umsonst waren wir diejenigen, die bereits vor 40 Jahren die ersten halogenfreien Installationssysteme auf den Markt gebracht haben, und die Entwicklungen geben uns recht. Brandschutz, Bauökologie, Recycling – viele Argumente sprechen dafür, den nächsten Schritt zu gehen und halogenfreies Material als den neuen Standard zu etablieren. Wir bieten alle Rohre und Zubehörteile, die ein Elektroinstalllateur braucht, mittlerweile auch PVC-frei an.

Die ersten Reaktionen des Großhandels, die wir einholen konnten, waren durchwegs positiv. Wann startet die Revolution nun konkret?

Ferner-Prantner: Das wundert mich nicht, denn von höherwertigen Produkten zum annähernd selben Preis wie herkömmliche profitiert jeder in der Kette – von der Industrie über den Großhandel und den Elektrotechniker bis hin zum Konsumenten. Wir starten mit der Markteinführung unseres 3Q-Programms am 1.4.2016 – und das ist natürlich kein Aprilscherz!

Herr Ferner-Prantner, wir danken für das Gespräch!

Weitere Informationen unter: www.dietzel.at

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