Die Kolumne von Bundesinnungsmeister Gerald Prinz:

Die Sonne kann auch im Winter scheinen – wenn man nur will

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Auch wenn es mittlerweile unbestritten zu sein scheint, dass Strom DER Primärenergieträger der Zukunft ist, braucht es keine Sonderbehandlung oder gar lang verhandelten kWh-Förderungen für erneuerbare Energien und E-Speicher, sondern lediglich die Gleichbehandlung der verschiedenen Energieträger. Dann regelt sich der Markt von selbst. Wenn es gelingt, diese politisch selbst erzeugten Hemmnisse aus dem Weg zu räumen, dann ist der Weg für einen echten, nachhaltigen Klimaschutz und Einsparungen von künstlich hochgerechneten CO2-Megatonnenwerten frei. Und dies ist noch dazu auch kurzfristig für Österreich umsetzbar.

Ein kleines Beispiel aus Schilda: Wenn Österreich heute Strom aus Windkraft von der Nordsee kauft (Ökostrom = 0 g CO2/kWh) und dafür mit Zertifikaten zahlt, wird dieser von der OIB-Richtlinie nicht etwa auch als solcher berechnet, sondern mit den weit schlechteren CO2-Werten des deutschen Strommixes (527 g CO2/kWh) bewertet. Wenn andere Länder Zertifikate zahlen, rechnen diese natürlich mit 0 g/kWh, den haben diese ja auch eingekauft. Eine eigens geschaffene Behörde, die E-Control, rechnet nun alle importierten Ströme (inkl. Zertifikate – wie alle anderen europäischen Länder auch) nach Österreich und die im eigenen Land produzierten Ströme eines Jahres zusammen, und gibt dazu jährlich einen Stromkennzeichnungsbericht heraus. Im Bericht 2017 wird nun der Strommix in Österreich mit 61 g CO2/kWh angegeben. Das österreichische Institut für Bautechnik (OIB) ignoriert nun jährlich diesen Wert und rechnet uns freiwillig schlechter, nämlich mit einem Wert von 276 g CO2/kWh. Würden wir also den von der eigenen Behörde ermittelten Wert anstatt des OIB-Wertes mit dem durchschnittlichen Haushaltsstromverbrauch multiplizieren, würde man sich auf einen Schlag 3 Mt CO2 in unserer Bilanz sparen. Gleichzeitig zahlt Österreich, wegen Nichterfüllung der CO2-Werte des Kyotoprotokolles, jährlich Strafen in dreistelliger Millionenhöhe.

Nun fragt man sich weiter, warum GAS trotz der immensen Methan-Verluste bei Exploration, Förderung und Transport durch lecke, ukrainische Leitungen dennoch nur mit 236 g CO2/kWh in der OIB bewertet wird. Nach Rückfrage bei der AEA (österreichische Energieagentur) erklärte man uns, dass diese Verluste natürlich in den Ländern bleiben, wo diese entstehen. Hier wird also eindeutig mit zweierlei Maß gemessen!

Wer nun glaubt, dass zumindest selbst erzeugte Energie am eigenen Haus (PV-Anlage), zu 100 % CO2-frei ist und zu 100 % gegengerechnet werden darf, irrt sich gewaltig. Auch hier fand ein politischer Prozess (= nicht rational erklärbar) statt, und man hat einfach festgelegt, wie viel erneuerbarer Strom (der bekanntlich ja kein Mascherl hat) für verschiedene Verwendungszwecke eingesetzt werden darf. Warmes Wasser vom Dach (Solathermie) darf in der OIB zu 100 % dem Energiebedarf gegengerechnet werden. PV-Strom vom eigenen Dach darf hier aber nur zu 50 % der Warmwassererzeugung (der Heizung gar nur zu 25 %) gegengerechnet werden.

Bei den Förderrichtlinien der E-Mobilität geht der Gesetzgeber hingegen davon aus, dass die benötigte Energie des zu fördernden Autos entweder durch gekauften Strom aus 100 % erneuerbaren Quellen eines EVU (also Zertifikatehandel) oder in der Jahresbetrachtung durch eigenproduzierten Ökostrom (PV-Anlage) gedeckt werden kann. Ansonsten gibt es keine Förderung. Warum gibt es das für den Energiebedarf des Hauses nicht??? Willkommen in Schilda! Die Energie Burgenland zeigt schon vor, dass diese Jahresbetrachtung der Stromproduktion und des Stromverbrauches bereits auch in der Praxis durchführbar ist. Das energieautonome Haus ist bereits Realität! Wer im Burgenland im Sommer mit seiner PV-Anlage zu viel Strom produziert, speist diesen ins Netz ein und bekommt im Winter die kWh 1:1 wieder zurück. Das Totschlagargument – »Im Winter scheint ja weniger die Sonne« – gilt also nicht mehr durchgängig in Österreich. Die Gleichbehandlung von Strom in allen Verwendungsarten ist also ein unumgängliches MUSS für eine nachhaltige Betrachtungsweise dieses Primärenergieträgers!

Wenn all diese Hemmnisse und Ungleichbehandlungen endlich aus dem Weg geräumt sind, braucht es von der Politik lediglich eine Unterstützung der Anschaffungskosten (ähnlich der Wohnbau- förderung), damit die Investitionen in einem idealen Mix (PV, Speicher, Heizung, Warmwasser) vom Bauherrn auf einmal getätigt werden können, aber keine unnötigen kWh-Förderungen mehr. Die Technologie hat sich etabliert, der benötigte Anfangsschub ist geschafft.

Die Zukunft IST elektrisch.

Euer Gerald

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