Planerfachtag 2018: »Digitale Gebäudetechnik«:

Der »Insane-Button« wurde bereits aktiviert

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Experten widmeten sich beim Planerfachtag 2018 dem Thema »Digitale Gebäudetechnik«. Alle waren sich einig, dass die Digitalisierung mit einer rasanten Geschwindigkeit voranschreitet. Stolpersteine, wie etwa die neuen OIB-Richtlinien, gilt es zu umgehen, aber generell blickt man in eine positive Zukunft.

Von Dr. Alaleh Fadai

Der Fachausschuss für Elektroinstallationstechnik veranstaltete heuer bereits zum zweiten Mal einen Planerfachtag im Haus der Industrie in Wien – erstmals führte eine Moderatorin durch die Veranstaltung. Unter dem Motto »Digitale Gebäudetechnik« gaben sieben Redner Einblicke in die Entwicklungen der Digitalisierung in ihrem Fachbereich. Über aktuelle Neuerungen in Zusammenhang mit digitaler Gebäudetechnik konnte man sich zudem bei 20 Vertretern aus der Elektroindustrie informieren.

Der Tag startete mit einem Blick in eine gute Zukunft. Dr. Wolfgang Haidinger von der Industriellenvereinigung, Abteilung für Forschung, Technologie & Innovation, ging in seiner Begrüßungsrede darauf ein, wie man die Zukunft der Digitalisierung optimal gestalten kann. Seiner Ansicht nach benötigt man in erster Linie dafür gut ausgebildete, talentierte Mitarbeiter, die disziplinübergreifend arbeiten können. Außerdem braucht es private sowie öffentliche Investoren, die in Abstimmung mit Wirtschaft, Wissenschaft und Politik agieren. Ein »Miteinander« bzw. ein gutes Zusammenspiel ist ebenfalls ein Muss.

Keynote: »Anschlag auf den Strom!«

Der Obmann der Fachgruppe Wien des Ingenieurbüros, KR Ing. Roman Weigl, Msc betonte in seiner Keynote die rasanten Entwicklungen der Digitalisierung. Er verglich ihre bereits eingetretene Beschleunigung mit der Geschwindigkeit, die entsteht, wenn man den »Insane-Button« – auf Deutsch »Wahnsinnig-Knopf« – in einem »Tesla« gedrückt hat. Doch ihm zufolge gibt es auch Stolpersteine, die die Weiterentwicklung des Stroms behindern: Enttäuscht war Weigl von den Entwürfen der OIB-Richtlinien für 2019, besonders von der Richtlinie 6, zum Thema Energieeinsparung und Wärmeschutz. Er betrachtet diese Richtlinie als »Anschlag auf den Strom«. Laut Weigl wird Strom in diesem Entwurf schlechter dargestellt als fossile Brennstoffe, obwohl bereits zwei Drittel des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien bezogen werden. Doch innerhalb der Wirtschaftskammer hat der Kampf gegen den Entwurf dieser »frustrierenden« Richtlinie bereits angefangen, informierte Weigl. Er zeigte sich optimistisch: „Wir werden dem Strom eine ruhige und sinnvolle Zukunft ermöglichen und die Stromwende bis 2030 schaffen wir ebenfalls!“

»Alfred« – der digitale Hausverwalter

Im Vortrag »Anforderungen an den Wohnbau in der Zukunft« berichtete Dipl.-Ing. (BA) Christian Struber, MBA von der Salzburger Wohnbaugruppe über die Möglichkeiten der Digitalisierung im Wohnbau. Mit »Alfred«, einer App, die als digitaler Hausverwalter der Salzburg Wohnbau Gruppe fungiert, erleichtert man den Hausbewohnern das Leben. Beispielsweise kann ein Schaden direkt auf der App gemeldet werden. Die Schadensmeldung erhalten dann sowohl die Versicherungsfirma, als auch die im System hinterlegten Elektriker oder Installateure. Gibt es innerhalb von zwei Stunden keine Reaktion von ihnen, werden automatisch andere Fachleute kontaktiert. Somit lässt sich ein Schaden rasch und unkompliziert beheben. Dieses System wird in Zukunft noch weiter ausgebaut.

Vorteile von »Augmented Reality«

Zum Thema Industrie 4.0 im Steuerungs- und Schaltanlagenbau gab Ing. Franz Luger unter anderem Einblicke in die Arbeitsweisen und Herausforderungen von heute. Die Automatisierung der Fertigungs- und Engineering-Prozesse im Schaltschrankbau bietet viele Chancen. Luger betonte, dass neue Technologien für mehr Effizienz im Unternehmen als auch für Kosteneinsparung sorgen. Durch »Augmented Reality«, also erweiterte Realität, könne man die Produktionsschritte ständig überwachen und dadurch die Planung und Wartung besser unterstützen.

Auch Bernhard Tillmanns verweist in seinem Beitrag »Digitalisierung in der Gebäudewirtschaft – Zukunftstrend oder doch bereits Realität?« auf die Vorteile von »Augmented Reality« etwa zur Unterstützung von Wartungsprozessen. Eine Lüftungsanlage kann damit beispielsweise dreidimensional betrachtet werden. Abschließend betonte Tillmanns die Notwendigkeit, sich weiterzubilden: „Als Planer muss man sich unbedingt mit neuen Technologien auseinandersetzen.“

Dipl.-Ing. Sven Ortmann, BSc ging in seinem Vortrag »Betreiben eines Gebäudes im digitalen Wandel« ebenso auf die Anwendungsmöglichkeiten von »Virtual und Augmented Reality« ein. „Digitalisierung bedeutet auch neue »Chancen«, wenn ich sie nutze“, so Ortmann.

Vernetztes Licht

Mit den Worten „Sie sind mein Highlight“ wurde schließlich Ing. Rudolf Koch von Miriam Hie anmoderiert. In seinem Vortrag »Die Digitalisierung des Lichts – wo geht die Reise hin? Die neuesten Trends in der Beleuchtung« sprach Koch über den breiten Einsatzbereich von vernetztem Licht. „Licht geht über die reine Beleuchtung hinaus. Wir haben mehr als Licht – wir haben vernetztes Licht“, strich Koch hervor. Generell findet Koch, dass die größte Hürde bei der Digitalisierung das Einlassen auf neue Themen ist.

Der wichtigste und beste Energiefaktor der Zukunft

Mag. Gottfried Rotter referierte über »Elektrotechnik: gestern – heute – morgen«. „Strom ist der wichtigste und beste Energiefaktor der Zukunft. Denn Strom hat einen Riesenvorteil – er kann ökologisch erzeugt werden“, betonte Rotter in seinem Vortrag. Der neue Denkansatz der Energiewende ist laut Rotter: „Die am besten geförderte kWh ist die selbst verbrauchte kWh. Deswegen braucht die Energiewende eine gute Planung.“ Rotter hofft in diesem Zusammenhang, dass in Zukunft mehr energieautonome Gebäude geplant werden.

Das Haus der Zukunft

Der Redner DI Ingram Eusch war überzeugt, dass das Haus der Zukunft über bauwerkintegrierte Photovoltaik verfügt: „Wir müssen die Architekten nur davon überzeugen, sie in den Häusern einzubauen.“ Auch in alten Gebäuden kann sie installiert werden, so Eusch in seinem Vortrag. „Durch den Einsatz von PV ergeben sich außerdem neue Gestaltungsmöglichkeiten für den Architekten“, machte Eusch klar.

 „Der Planerfachtag hätte mehr Besucher verdient!“

„Die Intention hinter einer solchen Veranstaltung ist das Transformieren und Weitergeben von Wissen“, so der Vorsitzende des Fachausschusses Elektroinstallationstechnik der Wirtschaftskammer Österreich, Alexander Rupp am Ende der Veranstaltung. Doch die Besucherzahlen sind hinter den Erwartungen des Organisators geblieben: „Der Planerfachtag hätte sicher noch mehr Besucher verdient!“, so Rupp. Die Organisatoren und die ausstellenden Firmen hoffen, dass der Planerfachtag in zwei Jahren höheren Anklang findet.

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