Beitrag zur Erleuchtung

von Thomas Buchbauer

Am Thema LED, kommt jeder, der sich heutzutage mit Licht beschäftigt, nicht mehr vorbei – und obwohl die meisten Vorurteile über die Schwächen und Möglichkeiten der lichtspenden Halbleitertechnik der Vergangenheit angehören, besteht immer noch eine große Verunsicherung in vielen Belangen. Die beinahe unüberschaubare Menge von Anbietern, die sich gegenseitig mit Superlativen überbieten und die effizienteste LED-Leuchte, Retrofit-Lösung oder das neueste Licht-Steuergerät im Angebot haben, trägt nicht gerade zur Übersichtlichkeit beim Thema LED bei. Hinzu kommen unzählige, internationale Anbieter (insbesondere aus China) die durch niedrigen Preis, aber oft zweifelhafter Qualität, den hart umkämpften Markt »bereichern« wollen. Auf was soll also der Bürgermeister, oder der Amtssachverständige einer Gemeinde achten, wenn er sich beispielsweise um die Erneuerung der Straßen- oder Gehwegbeleuchtung kümmern soll?

Diesem Umstand ist sich auch die LTG bewusst und versucht daher mit einer Reihe von Veranstaltungen und Projekten Licht ins Dunkle zu bringen. Zu diesem Zweck trafen sich im steirischen Schladming, unweit des berühmt berüchtigten Zielhanges der FIS-Abfahrtsstrecke Planai, rund 170 geladene Gäste aus der Lichtbranche zur mittlerweile alljährlichen Fachtagung, die sich diesmal ganz dem Thema LED widmete. „Wir versuchen hier die Technologie dahingegen weiter zu bringen, dass auch Qualität zum Thema wird,“ erklärt (uns) der Vorstandsvorsitzende der LTG, Franz Josef Müller und erläutert auch gleich anhand eines Beispiels sein Anliegen. So werden etwa LED-Lichtstrahlen extrem gebündelt abgestrahlt und können laut Müller Schäden an der Netzhaut verursachen. In Österreich gibt es daher die so genannte Verordnung optischer Strahlung (VOPST), die den Schutz von Arbeitnehmern vor der Einwirkung schädlicher, optischer Strahlen gewährleisten soll. „Die großen Hersteller fertigen auch unter der Berücksichtigung dieser Verordnung. Wenn man aber etwas Billiges kauft, zum Beispiel aus China, entsprechen diese Produkte meist nicht der VOPST – diese Hersteller wissen oft gar nicht, dass es diese Verordnung gibt! Solche Dinge müssen auch den Verantwortlichen, wie etwa einem Bürgermeister vermittelt werden.“

 

Die Experten

Die Themen der insgesamt 20 Vorträge spannten einen weiten Bogen über Normen, das Potential von LEDs, effiziente (Straßen)Beleuchtung und LED-Lichtmanagement bis hin zu Licht-Wettbewerben. Zu jedem Themenblock war außerdem Zeit für Diskussionen eingeplant. DI Markus Reisinger sieht die rasante Entwicklung und das Potential von LEDs ungebrochen, vermutet aber, dass sich zukünftige technische Entwicklungen stärker nach den Bedürfnissen der Nutzer richten werden. Einfache Bedienung trotz erweiterter Funktionen, sowie die Erweiterung der spektralen Zusammensetzung von LED-basiertem Licht sind Eckpunkte zukünftiger Entwicklungen. „Jeder der heute in der Notbeleuchtung etwas anderes einsetzt als LEDs ist von gestern“, konstatiert Heinz Köstenbauer anschließend – preislich und technisch kann dieser Lösung nichts entgegengesetzt werden. „Keine Zukunftsmusik, aber für die nötige Rechtssicherheit bei der Sicherheitsbeleuchtung zu sorgen“, war daraufhin Dr. Gerald Junker von der MA 36 in seinem Vortrag bemüht. Ein ebenso großes Thema war die Straßenbeleuchtung. Dank der stark verbesserten Leistungsfähigkeit von LED-Leuchten, kann nun auch die wirtschaftliche Beleuchtung von Straßen für höhere Geschwindigkeiten gelingen, so Hans-Georg Schmidt von Trilux. Gewisse Normen müssen hier aber noch geprüft werden, ob sie die neuen Gegebenheiten auch ausreichend bewerten können. So stehen Fragen zur Wahrnehmung des Straßenraums, Energieeinsparungen, der Sicherheit für Verkehrsteilnehmer und der Umgang mit Blendung durch LED-basiertes Licht noch zur Diskussion. Denn gerade nächtliche Verkehrsunfälle sind meist besonders schwer, wie DI Heinz Lukaschek in seinem Vortrag hervorhebt. Viele Straßenbeleuchtungen sind ungeeignet und das bedenkenlose Fahrverhalten vieler Lenker bei Nacht, Nebel oder Regen tragen ihr Übriges dazu bei. Hauptgrund für Sichtverschlechterungen sind dabei Blendeffekte, sei es von entgegenkommenden Fahrzeugen, von irritierenden Werbeflächen oder Ampeln dessen Leuchtdichten bei Nacht nicht reduziert werden. „Viele Verkehrsbehörden würden den nächtlichen Verkehrsablauf vernachlässigen“, ärgert sich Lukaschek. Moderne Städte stehen heute vor neuen Herausforderungen beim Thema Außenbeleuchtung – Energieeffizienz und Flexibilität sind die Schlagworte die die Anforderung an städtische Beleuchtung umschreiben. Dr. Ing. Stefan Bohrer ortet dahingegen einen Trend zum Outsourcing an spezialisierte Servicebetreiber.

Der zweite Tag war geprägt von Erfahrungsberichten und Einsatzmöglichkeiten, präsentiert von Günter Stossier und Robert Weiner, sowie den Einsatz LED-basierter Leuchten im Industriebereich, die DI Thomas Zeiler näher erläuterte. Patrick Müller sieht Lichtmanagement auch als Wachstumstreiber, da attraktive und ausgereifte Lösungen für private, als auch für gewerbliche Anwender einen Mehrwert schaffen. In Bezug auf zukünftige Entwicklungen sieht Ing. Bruno Wintersteller unbedingt die Notwendigkeit, vergleichbare Daten für unterschiedliche Technologien und Systeme zu finden, um die eingangs bereits erwähnte, steigende Unübersichtlichkeit an Produkten aller Formen und Preisklassen zu bekämpfen. Hier gilt es vor allem die Hersteller in die Pflicht zu nehmen diese Daten bereitzustellen!

Im Laufe der Tagung fällt dem geneigtem Besucher ein angenehmer Umstand auf, nämlich dass keinerlei Produkte angesprochen werden, was Franz Josef Müller auf Nachfrage bestätigt, denn „die LTG will nichts verkaufen, sie will beraten! Es gibt keine Produkte und keine Prospekte, das hier ist keine Verkaufsausstellung, das nehmen auch alle Teilnehmer zur Kenntnis und sind damit einverstanden.“ Natürlich ist die Veranstaltung neben der Wissensvermittlung auch als Kommunikationsplattform gedacht, um den Austausch der Branche untereinander zu fördern. Im dichten Zweitagesprogramm sind demnach auch genügend Kaffee- und Essenspausen, sowie eine Führung durch die bekannte, hiesige Bierbrauerei und ein Galaabend eingeplant.

 

Aussichten

Die LTG als Informationsplattform versucht aber auch, noch weitere bestehende Probleme aktiv zu lösen. Zu diesem Zweck wurden Arbeitskreise etwa zum Thema Öffentliche-, Innen- und Notbeleuchtung ins Leben gerufen, die auf der neuen Website der LTG verfolgt werden können. Seit Mai ist auch eine Betreiberplattform zugänglich, die es sich nach Eigendefinition zur Aufgabe gemacht hat, „Erfahrungen über den Betrieb, die Instandhaltung und die Entstörung von öffentlichen Beleuchtungsanlagen zusammen zu tragen und einem größeren Publikum zugänglich zu machen.“ Außerdem plant die LTG weitere Veranstaltungen und Diskussionsrunden zu noch ungeklärten Fragen und Thematiken.

www.ltg.at

 

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