Anleitung zur Effizienz1

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Soviel vorweg: Bei Regro hält man definitiv mit den Entwicklungen am Markt Schritt. Oder anders formuliert: Uwe Klingsbigl und sein Team scheinen den Finger weiterhin am Puls der Zeit zu haben. Denn mit der Gründung des CompetenceCenter Energy Efficiency dürfte der nächste große Wurf gelungen sein – stets mit dem Ziel im Auge, den Kunden das entsprechende Know-how zu bieten. Wir fühlten Vertriebsleiter Dipl.-Ing. (FH) Uwe Klingsbigl auf den Zahn und hinterfragten die Motive der neuen Einheit.

Herr Klingsbigl, welche Ideen verfolgt Regro mit dem CompetenceCenter Energy Efficiency und ab wann steht es den Kunden zur Verfügung?
Dipl.-Ing. (FH) Uwe Klingsbigl: Das neue CompetenceCenter Energy Efficiency wird mit Jänner 2012 in Betrieb genommen. Darüber hinaus präsentieren wir es intern im Rahmen der Regro-Kick-Off-Veranstaltung in der ersten Jänner Hälfte. Ausgehend vom Thema Photovoltaik – wofür erstmals im Frühjahr 2011 eine eigene Preisliste erstellt wurde – haben wir uns nun dazu entschlossen, den gesamten Bereich der erneuerbaren Energie unter einem Namen zusammenzufassen. Das heißt, der Photovoltaik-Bereich wurde nun in das CompetenceCenter Energy Efficiency integriert und diese neue Säule wurde unter anderem um den Bereich der Elektromobilität erweitert.

Diese Bereiche füllen nun das neue CompetenceCenter. Was ist noch zu erwarten?
Klingsbigl: Ja, auf Basis der Auszugspreisliste füllen sie das CompetenceCenter Energy Efficiency. Es werden darin künftig aber auch andere Themen behandelt – wie etwa Smart Grid. Über eine separate Schiene läuft bei uns seit einiger Zeit die energieeffiziente Beleuchtung. Auch hierfür hat Regro seit mehreren Jahren eine eigene Preisliste, in der unter anderem die LED-Themen zusammengefasst sind.

Einige Themen finden sich auch in anderen CompetenceCentern wieder. Heißt das, es kommt zu vielen Überschneidungen mit anderen Themen?
Klingsbigl: Ja, es gibt einige Überschneidungen. Smart Grid zum Beispiel überschneidet sich zu 100% mit dem CompetenceCenter Building Systems. Trotzdem die Smart-Grid-Produkte und -Systeme, die wir verkaufen werden, überschaubar sind, müssen wir Fachwissen aufbauen, damit unsere Kunden davon profitieren können.

Smart Grid, Smart Metering – Begriffe, die oft als Zukunftsmusik angesehen werden. Wie weit ist die Branche momentan und wie wird das in der Praxis funktionieren?
Klingsbigl: Es gibt schon die ersten Versuchsregionen im Bereich des Smart Metering. Die Salzburg AG etwa ist bereits dabei, die Smart Meter im Echtbetrieb zu testen. Natürlich werden wir auch in Zukunft keine Zähler verkaufen – das ist nach wie vor Sache der EVU. Man kann allerdings nur Energie sparen, wenn man mit der Information aus dem elektronischen Zähler auch etwas anfangen kann. Es muss uns aber auch klar sein, dass wir im Moment nur vom Messen und Verbrauchen von elektrischer Energie reden. Wenn man den Photovoltaikbereich miteinbezieht, dann ist erkennbar, dass sehr viele Haushalte in Österreich in Zukunft zum Erzeuger werden. Für das Einspeisen ins Netz ist dann auch ein gewisses Know-how notwendig. Und genau dieses Wissen bauen wir Regro-intern derzeit auf.

Ist das CompetenceCenter Energy Efficiency mit den bereits erwähnten Themen damit komplett?
Klingsbigl: Noch nicht ganz – ein weiterer Bereich, der momentan bei uns nur im Großen betrieben wird, ist das Thema Windenergie. Wir sind hier aktiv tätig, derzeit sind unsere Kunden jedoch hauptsächlich Zulieferer für große Windkraftanlagen von ca. 500 kW aufwärts. Mittelfristig ist es eventuell auch eine Überlegung wert, kleinere Windturbinen von ca. 3 kW in Österreich in Betrieb zu nehmen. Es gibt bereits Anlagen dieser Größenordnung, aber diese sind derzeit noch ineffizient. Ein Return on Investment von 40 bis 50 Jahren zahlt sich einfach nicht aus. Um derartige Anlagen ins Programm aufzunehmen, müssen wir also noch warten, bis das Preisniveau der Turbinen auf einem vernünftigen Niveau angelangt ist.

Apropos Preis – wie schätzen Sie, wird sich der Strompreis für Eigenheime entwickeln?
Klingsbigl: Wir haben das Glück, dass wir ein relativ großer Konzern sind und über ein breites Know-how verfügen – von Nordamerika über Europa bis hin zu Asien. Wenn man sich die weltweite Situation ansieht, erkennt man zwei Entwicklungen. Auf der einen Seite gibt es Länder, die alles versuchen, um den Strompreis niedrig zu halten – allen voran Nordamerika. Die haben allerdings ein ganz anderes Problem: Zwar wird mit gesetzlichen Regelungen der Strompreis niedrig gehalten, aber diese Nationen haben ein Netz- und Infrastrukturproblem, das mittelfristig nicht standhalten wird. Auf der anderen Seite setzen gewisse Staaten in Europa, wie etwa Belgien, zum überwiegenden Teil auf Atomenergie – das Resultat: 38 Cent für ein kW. Bei diesen Preisen würden Förderungen für Photovoltaikanlagen gar nicht mehr notwendig sein. Auch wenn die Preise in Österreich nicht mit Belgien vergleichbar sein werden, kommt es in absehbarer Zeit doch zu einer Überschreitung der 20-Cent-Grenze.

Und in welchem Zeitraum wird das geschehen?
Klingsbigl: Ich möchte kein Horrorszenario zeichnen. Die leichten Steigerungen werden bleiben – also etwa +5% jedes Jahr. Allein wenn man die Inflation miteinkalkuliert, wäre die Steigerung erklärbar. Vor allem, wenn man bedenkt, wie in Österreich Strom erzeugt wird – wir haben zwar viele Wasserkraftwerke, aber auch genug Gaskraftwerke. Und dadurch sind wir direkt von den Rohstoffpreisen abhängig. Da muss man nur eins und eins zusammenzählen. Das heißt, 2020 wird der Strompreis deutlich über 20 Cent für ein kW liegen. Dem gegenüber steht die fortlaufende Preisreduktion von Photovoltaikpaneelen, die der Branche definitiv in die Karten spielt. Bereits jetzt bewegen wir uns in einer interessanten Größenordnung. Zusätzlich sinken auch die Kosten für die Wechselrichter. Wenn man also jetzt die Anlage in einer geeigneten Region nutzt – sowie unsere in Tirol – wo Nebel eine Seltenheit ist, dann kann es schon sein, dass sich die Anlage in 15 bis 20 Jahren bezahlt macht. Das liegt unter der Lebenserwartung der Paneele.

Also ist Speichern ein wichtiges Zukunftsthema?
Klingsbigl: Selbstverständlich. Unsere Anlage in Innsbruck ist ein gewerblich genutztes Objekt. Das Ziel dieser Anlage war die Reduktion des Eigenverbrauchs und das funktioniert deswegen, weil im Gebäude morgens der Betrieb aufgenommen wird und quasi bei Sonnenuntergang zugesperrt wird. Das heißt, während der Arbeitszeit wird Energie produziert und auch benötigt. Im Heimbereich ist es genau umgekehrt. Der Strom wird größtenteils außerhalb der Sonnenstunden benötigt. Die Lösung heißt also Speichern. Einige Themen aus der Sanitär- und Heizungsbranche werden wieder zurück zum Elektrogewerk wandern (z.B. elektrische Fußbodenheizung, Warmwasserboiler, Speicheröfen usw.) und dieser Bereich wird dadurch immens aufgewertet werden. Schon früher hatten wir Nachtspeicheröfen und Systeme wie diese werden wir künftig auch wieder brauchen. Wir laden die Speicher dann mit Hilfe einer Photovoltaikanlage auf, und zwar dann, wenn genügend Strom zur Verfügung steht. Nur, damit man das realisieren kann, braucht man eine entsprechende Gebäudesystemtechnik, um festzustellen, wann man genug Strom zur Verfügung hat, um das Speichergerät aufzuladen. Ähnlich ist es bei der Warmwassererzeugung. In den letzten Jahren wurden viele Warmwasserboiler entsorgt, weil man gemeint hat, das sei nicht mehr Stand der Technik. Wenn man Energie aber speichern möchte, sind diese Systeme sehr wohl wieder ein Thema. Ich denke auch, dass wir vor einem Umbruch stehen. Der Bereich der thermischen Solaranlagen schrumpft immer mehr und die Photovoltaik gewinnt an Bedeutung. Dadurch hat man zukünftig auch viel mehr Möglichkeiten, wie etwa bei einer elektrischen Fußbodenheizung, die während der Sonnenstunden aufheizt, am Abend warm ist und in der Nacht wieder abkühlt. Regro hat bereits einzelne Komponenten im Programm, mit denen solche Aufgabenstellungen gelöst werden können.

Die EVU klagen über eine Verschmutzung des Stromnetzes, wenn zu viele Haushalte in das Netz einspeisen. Wie sieht das vergleichsweise in Deutschland aus und wie viel Wahres ist hier dran?
Klingsbigl: Die EVU lassen das Problem größer erscheinen, als es wirklich ist. Wobei man erwähnen muss, dass es natürlich Vorschriften gibt, die einzuhalten sind. Das Einspeisen von Strom ist in Österreich, wenn überhaupt, nur in Ausnahmefällen einphasig zugelassen. In der Regel werden nur noch dreiphasige Wechselrichter genutzt. In Deutschland wird noch wesentlich häufiger einphasig installiert. Interessant wird der Ausgleich der Netze in Zukunft. Im Osten von Kanada zu Beispiel dürfen keine Windturbinen mehr aufgestellt werden, weil das Netz nicht die notwendige Kapazität besitzt. Doch das veraltete Netz kann nicht weiter ausgebaut werden, weil nicht ausreichend Geld mit Strom verdient wird.

Kommen wir noch einmal zurück zum Thema Energy Efficiency…
Klingsbigl: Es kann durchaus sein, dass das neue CompetenceCenter um das eine oder andere Thema ergänzt wird, wir haben daher die Bezeichnung »Energy Efficiency« bewusst zukunftsorientiert gewählt. Die genannten Themen fallen jetzt in diese Sparte, aber irgendwann wird auch das Speichern von Strom eine Überlegung wert sein. Wir möchten gut geschulte Mitarbeiter haben, die auch in der Lage sind, das Know-how aus einzelnen Bereichen miteinander zu verknüpfen. Wenn also ein neues Thema auf uns zukommt, dann können wir es rasch behandeln und unsere Kunden unterstützen.

Wie sieht es personell im neuen CompetenceCenter aus?
Klingsbigl: Die CompetenceCentren haben ja seit Anfang 2011 keine Leiter mehr. Der Grund ist, dass sich viele Bereiche in den letzten Jahren sehr gut entwickelt haben, sodass hauptsächlich eine entsprechende Koordination notwendig ist. Es gibt regelmäßige Meetings, Messebesuche und die eine oder andere Schulung, die organisiert werden muss. Diese Aufgaben werden von unserer Abteilung »Business Development«, die Ing. Roland Ferstl leitet, erledigt. Er ist auch sozusagen die „Know-how-Drehscheibe“ für die Kollegen in den Niederlassungen.

Die Experten in den einzelnen Niederlassung gibt es aber weiterhin?
Klingsbigl: Genau, daran hat sich nichts geändert. Wir wollen das Knowhow in der Region haben, denn dort wird es benötigt. Für die überregionale Koordination sind die Kollegen aus der Abteilung Business Development zuständig.

Das Thema Netzwerktechnik ist unserem Wissen nach keine eigene Säule mehr. Geht das Wissen hier verloren?
Klingsbigl: Die Netzwerktechnik hat sich sehr stark mit anderen Bereichen verschmolzen. Als wir mit unserem CompetenceCenter -Konzept im Jahr 2000 gestartet sind, entwickelten wir die Segmente »Building Systems« und »Datennetzwerktechnik« als komplett getrennte Einheiten. Mittlerweile wird allerdings vieles mit Ethernet realisiert. Jede KNX-Anlage braucht mittlerweile einen Switch und Router. Dieses Know-how muss im Bereich »Building-Systems« somit ohnehin aufgebaut werden. Ein anderes Thema ist die SAT-Technik – jeder Fernseher hat heute eine WLAN-Funktion und in vielen anderen Bereichen sind diese Technologien auch bereits integriert. Nur für Passiv-Verkabelungen alleine brauchen wir keine eigene Säule mehr. Der Bereich hat sich in den letzten Jahren ganz klar entschleunigt. Das Resultat ist: Wir setzen weiterhin auf vier Säulen, nämlich »Licht«, »Building Systems«, »Energy Efficiency« und »e-Services«.

Wie wird Regro mit dem Thema an die Kunden herantreten?
Klingsbigl: Wir kommunizieren das Thema schon länger. Erstens über den mehr oder weniger klassischen Weg der Photovoltaikanlagen, die wir im Programm haben. Der Kunde kommt aktiv zu uns und wir stellen unser Know-how zu dem gewünschten Thema zur Verfügung. Bei der Elektromobilität sieht es etwas anders aus. Es gibt momentan keinen Markt hierfür – kein Unternehmen kann alleine vom Verkauf von Zapfsäulen leben. Deshalb gehen wir da auch einen anderen Weg. Andreas Pizka als Regro-Experte für diesen Bereich kurbelt hierzulande den Markt der Elektromobilität spürbar an. Wir sind allerdings unzufrieden, wie sich das Thema generell in Österreich entwickelt. Es besteht grundsätzlich Interesse und wir verkaufen auch die Systeme, aber der Absatz ist überschaubar und von einem Run darauf kann noch nicht die Rede sein.

Wie sieht also die Zukunft des CompetenceCenters Energy Efficiency aus?
Klingsbigl: Das Schöne daran ist, dass sich das Thema langsam entwickeln wird, da der Druck kontinuierlich steigt. Der Strompreis wird wohl nicht über Nacht explodieren. Sonst hätten wir einmal einen Hype und das wäre es dann gewesen. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa die Photovoltaikförderung in Deutschland. Anfangs war alles schön und gut, aber nun brechen die Umsätze ein. Unser Ziel ist es, das Thema langsam aufzubauen. Für uns und für den gewerblichen Elektriker ist das ideal. Ich persönlich sehne auch keine Förderung, wie es sie in Deutschland gibt, herbei. Denn wenn alle gleichzeitig eine Photovoltaikanlage haben wollen, dann übernehmen das ohnehin Spezialfirmen. Solange sich der Bereich langsam entwickelt, wird der Bedarf über die regionalen Betriebe – unsere Kunden – abgedeckt.

Herr Klingsbigl, wir danken für das Gespräch!

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