Alles Sonnenklar

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Die Anwendung des selbst produzierten Stroms im eigenen Bereich, betitelte PVA-Präsident Dr. Hans Kronberger in seiner Eröffnungsrede zum PV-Praktikertag in Wiener Neustadt als neues Geschäftsfeld für Elektrotechniker. Dazu bräuchte es hochqualifizierte Handwerker, die in der Lage sind, nicht nur PV-Module zu montieren, sondern deren Ertrag aufschlüsseln, visualisieren und analysieren können. Die wissen, wie man die Eigennutzung so hoch wie möglich optimieren kann und die außerdem fähig sind, einen entsprechenden Stromspeicher zu wählen und diesen auch installieren können. Denn die Einspeisung in das Stromnetz macht heute nur mehr bedingt Sinn.
Gemäß diesem Grundsatz nutzte Mag. Johann Gotthart MBA von der TÜV Austria Akademie seinen Auftritt vor dem versammelten Plenum, um auf das neue Kursprogramm hinzuweisen, in dem auch ein Lehrgang zum zertifizierten PV-Praktiker enthalten ist. Gotthart betonte dabei, dass die Zertifizierung zwar kein Muss sei, Fortbildung – und damit die Erweiterung der eigenen Kompetenzen – sich aber in jedem Fall lohnt. PV-Anlagen werden immer komplexer. Die Stromerzeugung und den Verbrauch so darzustellen, dass auch ein Laie etwas damit anfangen kann, ist mitunter die größte Herausforderung im Kunden-Verkaufs- bzw. Beratungsgespräch. Genau hier setzt der Sonnenklar-Rechner an, ein Onlinetool mit der Aufgabe „quasi als dritte Meinung und Hilfe den komplexen Sachverhalt des Stromverbrauchs auch dem Endkunden anschaulich und verständlich zu machen“, wie es Ing. Dieter Greger-Dutzi beschreibt. Unter www.pvaustria.at/sonnenklar_rechner steht dieser jedem Interessierten zur Verfügung. Reinschauen lohnt sich.

Aus dem Nähkästchen plauderte schließlich Siblik-Experte DI(FH) Alfred Pichsenmeister, indem er von den Erfahrungen seines privaten Hausbaus, unter dem Motto »Eigenverbrauchsoptimierung ohne Komfortverlust« berichtete. Pichsenmeister kommt dabei zum Fazit: „Es funktioniert – wichtig dabei ist aber gewerkübergreifendes Objektdenken.“ Trotzdem räumte Pichsenmeister auch Grenzen ein: „Zu behaupten, mit so einem System kann man gratis heizen, ist nicht seriös!“ Ungeachtet dessen, kann man aber Kritikern entgegenhalten, dass ja ein Heizbedarf nicht nur im Dezember und Jänner besteht. Oftmals wird schon im September oder bis weit hinein in den April geheizt. In diesen Monaten ist schon einiges möglich! Außerdem wird sehr oft aufs Kühlen vergessen, wozu sich ein PV-Überschuss in den Sommermonaten natürlich sehr gut anbietet. Es bestehen also sehr große Einsparungsmöglichkeiten. „In erster Linie ist es aber unser Job, den Kunden zu zeigen, was möglich ist. Die Entscheidung, welches System und in welcher Tiefe es zum Einsatz kommen soll, muss der Kunde fällen. Dabei ist nicht immer die rein wirtschaftliche Betrachtung wesentlich. So viele Dinge im Leben rechnen sich nicht, aber sie werden trotzdem gekauft – man muss sich nicht jedes Mal um jede einzelne Kilowattstunde sorgen. Wenn der Kunde etwas will, dann muss man ihn dabei unterstützen“, appellierte Pichsenmeister abschließend. Dass die Photovoltaik nicht mehr von der Verbrauchsplanung zu trennen ist und damit eine Kombination verschiedener Systeme nötig ist, thematisierte auch DI Erik Sehnai (Nikko Engineering): „Noch bis vor wenigen Jahren war die Volleinspeisung das oberste Gebot einer PV- Anlage. Heute ist der maximale Eigenverbrauch das primäre Ziel und die zentrale Kenngröße für die Wirtschaftlichkeit einer Anlage.“ Das sei auch abhängig von der Anlagengröße, denn je größer die Anlage, desto schwieriger wird es, den Ertrag selbst zu verbrauchen.

Dem Brand- und Blitzschutz und damit der richtigen Umsetzung der R 11 widmete sich Manfred Maier (ATB-Becker Photovoltaik) und räumte zu Beginn gleich mit diversen Mythen rund um die Feuerbekämpfung in Zusammenhang mit Photovoltaikanlagen auf. So sei beispielweise, entgegen medialer Behauptungen, bislang kein einziger Feuerwehrmann in direktem Zusammenhang mit einer PV-Anlage verletzt worden
(in Deutschland). Damit das so bleibt, sind anhand der R11 natürlich einige Dinge zu beachten. Denn das »kleine Kraftwerk am Dach« beherbergt natürlich Gefahrenpotenziale. Schadhafte Steckverbindungen, mechanische Schäden, mangelhafte Leitungsverlegung und Isolationsfehler sind dabei die häufigsten »Bausünden«, wie sie Maier aus der Praxis kennengelernt hat. Entsprechende Maßnahmen, wie ein sichtbar angebrachter Hinweis auf die Existenz einer PV-Anlage, brandbeständig verlegte Leitungen und das saubere Verlegen dieser sollen im Ernstfall Komplikationen mit der Feuerwehr vermeiden. Letztlich gilt es auch zu beachten, PV-Anlagen einer wiederkehrenden Prüfung (3-5 Jahre) zu unterziehen und gegebenenfalls auf den aktuellsten Stand der Technik zu bringen.

Um eine noch höhere Eigenverbrauchsoptimierung zu erreichen, ist die Verschränkung einer modernen PV-Anlage mit einem Speichersystem ratsam. Aus diesem Grund war der Abschluss der Veranstaltung zwei Vertretern von Unternehmen, die Speichertechnologien anbieten, gewidmet. Robert Fischer, von der Varta Storage GmbH, ging dabei insbesondere auf die Funktionssicherheit und die Integration von AC- (höhere Umwandlungsverluste, dafür kostengünstiger und einfacher bei bestehenden Anlagen) oder DC-Anlagen (gut bei neuen Anlagen, aber hoher Aufwand bei bestehenden) ein. Dass Stromspeicher nicht automatisch gleich Notstromversorgung ist, muss oftmals im Kundengespräch geklärt und aufgezeigt und ein entsprechendes Notstromkonzept erstellt werden. Notstrombetrieb war auch Thema bei Simon Noringbauer von Fronius. Dieser stellte das Fronius Energy Package, bestehend aus Wechselrichter, Solar Batterie und Smart Meter vor. Damit erhält man sozusagen ein Rundumpaket, mit dem sich ein Wirkungsgrad von bis zu 90 % erreichen lassen soll.
Generell raten Speicherhersteller, wenig überraschend, von Billigprodukten ab, deren Schwachstelle vor allem in der niedrigen Lebensdauer liegen.

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